Studie macht Hoffnung
Neue Mutationen: Afrika und das Virus
Wie wirken sich Corona und neue Mutationen auf den Kontinent aus? Eine Antikörper-Studie macht Hoffnung - offenbar hat sich das Virus in der Region bereits stark ausgebreitet. Die Bedingungen in den einzelnen Ländern sind jedoch sehr unterschiedlich.
Die Omikron-Variante hat den afrikanischen Kontinent aufgerüttelt: In der letzten Kalenderwoche hat sich die Zahl der bestätigten Neuinfektionen mehr als verdoppelt. Von den 54.694 neuen Fällen wurden 31.544 in Südafrika verzeichnet.
Virus in Afrika bisher sehr präsent
Dabei hatte erst kürzlich eine Studie Hoffnung gemacht, dass der Kontinent bisher glimpflich durch die Pandemie gekommen sei: Der kenianische Wissenschafter Isaac Ngere untersuchte die Durchseuchungsrate in Nairobi mittels Antikörper-Test. Schlussfolgerung des Forschers: Mehr als ein Drittel der Einwohner von Nairobi war bis November 2020 mit SARS-CoV-2 infiziert, was auf eine umfassende Übertragung hindeutet. Vor allem, wenn man den Zeitraum der Studiendurchführung beachtet. In den vergangenen zwölf Monaten verbreitete sich das Virus noch weiter.
Das Ergebnis wurde schließlich auf den gesamten Kontinent umgelegt. Doch ist das so einfach?
In vielen Gegenden wurde Malaria-Medizin zur Behandlung von Corona verwendet. Teilweise konnten Malaria-Patienten nicht versorgt werden. Außerdem fehlt in Afrika die Infrastruktur für Corona-Tests.
Christoph Steininger, Virologe an der MedUni Wien
Virologe analysiert für „Krone“ Forschung
Der Wiener Virologe Christoph Steiniger schaute sich für die „Krone“ die Studie genauer an: „Die Tests sind vertrauenswürdig. Aber dass man das Ergebnis aus Nairobi ganz Afrika überstülpt, sehe ich kritisch.“ Der Schwarze Kontinent ist so divers. Es gibt verschiedene Klimazonen, die Bedingungen in den einzelnen Ländern sind sehr unterschiedlich. Die Infrastruktur und das Gesundheitssystem sind nicht überall gleich.
Viele Infektionen bleiben unerkannt
Weiteres Fazit der Studie: In Kenia sterben 20-mal weniger Menschen an Covid als in Europa. Experten haben eine Erklärung für diese überraschende Nachricht: Corona-Tests werden kaum gemacht, viele Afrikaner sterben also an dem Virus, ohne als Virusopfer registriert zu werden. „Doch selbst wenn man die Mängel in der Weitermeldung mit einbezieht, liegt die Sterblichkeitsrate unter der Westeuropas“, bestätigt Francisca Mutapi, Infektiologin an der britischen Universität Edinburgh.
Das Argument der Forscherin: Die afrikanische Bevölkerung lebt vor allem im ländlichen Bereich und ist für Krankheiten weniger anfällig. Auch das Durchschnittsalter ist im globalen Süden deutlich niedriger. Ein junges Immunsystem kommt mit dem Coronavirus besser zurecht.
Bevölkerung im globalen Süden viel resilienter
Die Bevölkerung scheint viel resilienter gegen das Virus zu sein als die Europäer, die oft an Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes leiden – meist dem Wohlstand geschuldet. Afrikaner verbringen auch viel mehr Zeit im Freien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass nur drei Prozent der weltweiten Covid-Toten aus Afrika stammen – aus Europa hingegen stammen 29 Prozent der Toten.
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