Was sich vielfach beobachten lässt, stützen nun Bewegungsdaten der Grazer Firma Invenium: Der neue Lockdown bremst das Leben nicht mehr in der Form, wie es frühere taten. Rund 18 Prozent beträgt der an Handydaten messbare Rückgang an Menschen mit einem Bewegungsradius über einem Kilometer gegenüber der Zeit vor der Pandemie. Im 2. und 3. Lockdown lag dieser Wert noch bei rund 25 Prozent.
Nicht zu vergleichen ist die aktuelle Situation mit den Reduktionen, die sich beim ersten Herunterfahren des Landes im März 2020 eingestellt haben. Waren im langjährigen Schnitt in etwa 73 Prozent derart mobil, sank der Anteil Mitte März 2020 auf rund 45 Prozent und darunter. Während die „soften“ Lockdowns im November und Dezember im Schnitt kaum Reduktionen brachten, ging der Anteil der mobileren Menschen in den „harten“ Lockdowns auf durchschnittlich jeweils Werte unter 60 Prozent zurück, meldet Invenium.
In den Bewegungsdaten etwas bergab ging es immer schon vor dem Ausrufen von Eindämmungsmaßnahmen. Ähnlich auch in diesem Herbst: Ab Beginn des Septembers lag der Anteil der mobilen Personen im Schnitt wieder bei um die 70 Prozent. Um die Herbstferien Ende Oktober ging der Wert um ein paar Prozentpunkte hinunter. Danach stellte sich eine kontinuierliche Entwicklung nach unten ein. Nun liegt der Anteil der mobileren Menschen bei rund 60 Prozent.
„Lockdown für Ungeimpfte“ brachte wenig Reduktion
Der „Lockdown der Ungeimpften“ ab dem 15. November brachte den neuen Auswertungen von Invenium zufolge nur einen um ungefähr neun Prozentpunkte niedrigeren Anteil an Personen mit einem Aktionsradius von über einem Kilometer im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau. Im nunmehrigen „harten Lockdown“ ab dem 22. November verdoppelte sich dieser Wert dann. Für den Rest des Lockdowns glauben die Experten des Spin-off-Unternehmens der Technischen Universität (TU) Graz, dass die Reduktion in einer ähnlichen Größenordnung bleiben wird. Würde Österreich dann wie angekündigt wieder ab 13. Dezember zum „Lockdown für Ungeimpfte“ zurückkehren, werde es mit der Mobilität voraussichtlich wieder entsprechend hinauf gehen.
Sehe man sich die einzelnen Bundesländer im Vergleich an, gebe es keines, in dem die Entwicklung momentan deutlich anders abläuft. Insgesamt sehe man, dass sich auch der vierte Lockdown auf das Mobilitätsverhalten auswirkt, allerdings nicht mehr so wie seine Vorgänger. Dies sei aber ein wichtiger Indikator: Über die gesamte Zeit der Pandemie hinweg sehe man nämlich, dass die Infektionszahlen zeitversetzt dann hinuntergingen, wenn sich zuvor die Mobilität im Durchschnitt einbremste, so die Experten.
Vor allem die Innenstädte bleiben leer
In den Detaildaten offenbart sich, dass die aktuellen Eindämmungsmaßnahmen vor allem die Besucherfrequenzen in den Innenstädten drücken. Auch dort sind die Effekte allerdings diesmal etwas geringer als im zweiten und dritten Lockdown. Am Wiener Stephansplatz betrug das Besucherminus zuletzt 59 Prozent. Im den vorhergehenden Lockdowns waren es jeweils 67 Prozent. Im Frühjahr 2020 war bei einem Minus von sogar 89 Prozent das Zentrum Wiens quasi leer gefegt.
In dieses Bild passen auch Daten des Telekommunikationsanbieters Drei. Laut einer Stichproben-Analyse befanden sich in der ersten Woche des aktuellen harten Lockdowns im Schnitt 37 Prozent weniger Menschen in Österreichs Einkaufsstraßen. An den heimischen Bahnhöfen betrug das Fahrgast-Minus demnach 26 Prozent, heißt es in einer Aussendung. Merklich reduziert präsentiert sich der öffentliche Verkehr auch laut den Daten von Invenium. Das Minus betrage aktuell rund 40 Prozent gegenüber dem Vorkrisen-Niveau. Zum Vergleich: Im ersten Lockdown ging der öffentliche Verkehr um ungefähr 85 Prozent zurück.
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