In einem Keller in Wien-Brigittenau ist am Dienstag eine Frauenleiche gefunden worden. Ermittler gehen von Fremdverschulden aus. Eine Fahndung nach dem 64-jährigen Lebensgefährten, der eine kanadische und iranische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde eingeleitet. Die Tochter hatte die Einsatzkräfte verständigt und ihre Mutter als vermisst gemeldet. In dem Gemeindebau herrschen nach den schrecklichen Geschehnissen Schock und Trauer.
Der Kontakt der 60-Jährigen mit ihrer 30-jährigen Tochter brach bereits am 19. November ab. Als die Frau zwei Tage später immer noch nichts von ihrer Mutter hörte, ging sie zur Polizei. Die Beamten fragten in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, ob sich die 60-Jährige dort aufhalten würde. Auch ihr Umfeld und ihre Wohnung wurden durchsucht, aber alles brachte keine Erkenntnis, wo sich die Frau befand.
Polizeidiensthund fand Leiche
Nachdem auch der Lebensgefährte nicht mehr erreicht werden konnte, wurde am Dienstag die Wohnung der Frau und das dazugehörige Kellerabteil mit einem Polizeidiensthund durchsucht. Im Keller führte der Hund die Ermittler dann zu der leblos unter Gegenständen liegenden Frau. Ein Notarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen.
Die genaue Todesursache und die Identität der 60-Jährigen sollen bei einer gerichtsmedizinischen Obduktion geklärt werden, teilte die Polizei mit. An der Wohnadresse des Paares hat es in der Vergangenheit keine polizeilichen Vorfälle gegeben. Auch wurden in der Wohnung keine Kampfspuren entdeckt.
„Sie hatte ein Herz aus Gold“
Während die Ermittlungen laufen, herrscht im Gemeindebau Trauer über den Tod der Frau. Auch Kerem (25) ist schockiert. Er lebt seit fast 20 Jahren zwei Stockwerke über seiner Nachbarin. „Sie war immer hilfreich, freundlich, jeder hat sie gemocht. Sie hatte ein Herz aus Gold“, erzählte er gegenüber der „Krone“.
Dieses Jahr sorgten bereits zahlreiche Tötungen von Frauen in Österreich - vor allem durch deren Lebensgefährten oder Ex-Partner - für Erschütterung. Sollte sich herausstellen, dass die Frau von dem 64-Jährigen getötet worden ist, wäre ein weiterer Femizid zu beklagen. Bis Ende November wurden heuer exklusiv des jüngsten Falls bereits 29 Frauen getötet.
„Unerträglich“: Scharfe Kritik an Regierung
„Es ist unerträglich, dass in Österreich laufend Frauen ermordet werden und niemand fühlt sich in der Sicherheits- und Frauenpolitik zuständig“, zeigte sich Klaudia Frieben, Vorsitzende des Frauenrings, über diesen Fall betroffen und zornig. „Während bei Gewaltschutzgipfeln schöne Worte fallen, werden Frauen im Stich gelassen“, so Frieben. Die Organisation forderte Innenminister Karl Nehammer und Frauenministerin Susanne Raab (beide ÖVP) auf, dafür zu sorgen, dass „sofort ein Krisenstab eingerichtet wird, der sich ausschließlich mit Gewalt gegen Frauen beschäftigt“.
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