Smartwatch im Test

Huawei Watch GT3: Spielwiese für Selbstoptimierer

Elektronik
05.12.2021 06:01

Sportlich, aber dennoch elegant kommt Huaweis neue Watch GT3 daher - und stellt damit im schwer überschaubaren Markt für Smartwatches eine erfreuliche Ausnahme dar. Was die Uhr sonst noch zu bieten hat und an welchen Stellen es noch Verbesserungspotenzial gibt, erfahren Sie in unserem Test.

Die neue Watch GT3 ist in sechs verschiedenen Ausführungen erhältlich: Neben drei 46-mm-Varianten mit wahlweise schwarzem Kunststoff-, braunem Leder- oder silbernem Edelstahlarmband für Ihn stehen auch drei schlankere 42-mm-Modelle mit ebenfalls schwarzem Kunststoff-, weißem Leder oder goldenen Metallarmband für Sie zur Auswahl.

(Bild: Huawei)

Vom Optischen einmal abgesehen, unterscheiden sich die 46- und die 42-mm-Variante in drei Dingen voneinander: der Größe des Displays (1,43 versus 1,32 Zoll), der Gehäusedicke (11 versus 10,2 Millimeter) bzw. dem Gewicht (42,6 versus 35 Gramm ohne Armband) sowie, und wohl am wichtigsten, der Akkulaufzeit.

Verspricht die größere Variante 14 Tage bei typischer und immerhin noch acht Tage bei intensiver Nutzung, sind es bei der kleineren Variante jeweils nur halb so viele Tage - was allerdings noch immer mehr ist als bei vielen anderen Mitbewerbern.

(Bild: Huawei)

Auch für Uhrenliebhaber
In Sachen Design kann sich die neue GT3 allemal sehen lassen. Die von uns getestete 46-mm-Variante mit Edelstahlarmband widerlegt in Kombination mit dem gewölbten AMOLED-Display (466 x 466 Pixel) endgültig das Klischee, dass Smartwatches nicht den Ansprüchen von Uhren-Liebhabern genügen können.

Dazu trägt auch die neue drehbare Krone bei, die es nun auch ermöglicht, die Watch mit Handschuhen zu bedienen und mittels Dreh durch die Einstellungen zu scrollen bzw. in das neue Launcher-Menü zu zoomen. Standardmäßig gibt die Krone sogar haptisches Feedback, was wir im Test allerdings als eher störend empfanden und daher deaktivierten.

(Bild: Huawei)

Zu schön zum Sporteln
Allein: Fürs Sporteln, dem Marketing nach doch der Hauptzweck der Uhr, ist die GT3 in ihrer mit 329 Euro teuersten Ausführung fast zu schön, das Stahlarmband für im Tagesverlauf ab- und anschwellende Gelenke zudem unpraktisch, weil einengend oder eben zu locker sitzend.

Glücklicherweise gestaltet sich das Anpassen der Armbandlänge jedoch sehr einfach und quasi auf Knopfdruck können der Uhr beiliegende Armbandglieder hinzugefügt oder diese einzeln entfernt werden. Der komplette Austausch des Armbandes geht ähnlich schnell von der Hand, bevor man dies tut, sollte man allerdings gleich zur rund 70 Euro günstigeren Active-Variante mit Kunststoff-Armband greifen.

Smarte Features
Huawei selbst verweist im Kleingedruckten übrigens darauf, dass Armbänder aus Leder und Metall „nicht zum Schwimmen und für schweißtreibende sportliche Aktivitäten geeignet“ sind. Auch un- bis wenig sportlichen Trägern hat die Uhr aber reichlich zu bieten, von Wecker- bis Timer-Funktion über Kompass, Barometer oder Informationen zu Wetter, Gezeiten, Sonnenauf- und Sonnenuntergang oder Mondphasen bis hin zum Fernauslöser fürs Smartphone oder der Wiedergabe von Musik, für die rund 1700 Megabyte Speicher auf der Uhr zur Verfügung stehen.

Benachrichtigungen aller Art lassen sich ebenfalls am Handgelenk anzeigen. Praktischerweise kann auf diese dank vordefinierter und bei Bedarf auch selbst erstellbarer Schnellantworten nun ohne Umweg übers Smartphone reagiert werden. Gleiches gilt für eingehende Telefonate, die sich bei aktiver Bluetooth-Verbindung bequem über die Uhr annehmen oder ablehnen lassen. Die Sprachqualität der integrierten Lautsprecher ist dabei durchaus brauchbar.

(Bild: Sebastian Räuchle)

Beschränktes App-Angebot
Die Watch GT3 unterstützt zudem Apps von Drittanbietern, die über die dazugehörige Health-App von Huawei auf die Uhr geladen werden können. Das Angebot umfasst bislang allerdings lediglich knapp zwei Dutzend - weitgehend entbehrliche - Anwendungen. Warum es nicht mehr sind, ist ganz einfach zu erklären: Aufgrund des nach wie vor geltenden US-Embargos gegen Huawei bleibt den Chinesen der Zugriff auf Googles Play Store verwehrt. Die Apps werden dementsprechend über die hauseigene App Gallery geladen, auf der viele prominente Anbieter bislang nicht zu finden sind.

Die Uhr selbst läuft übrigens mit Huaweis eigenem Betriebssystem Harmony OS 2 - auch dies eine direkte Folge des Handelsembargos. Spüren werden dies Nutzer früherer Watch-Modelle von Huawei, die noch auf dem ebenfalls hauseigenen Lite OS oder Googles Wear OS basierten, allerdings kaum: Die Benutzerführung hat sich de facto nicht verändert, zudem ist Harmony OS problemlos kompatibel zu Android-Geräten ab Version 6.0. Und auch mit iPhones ab Version iOS 9.0 versteht sich die Smartwatch.

Zu den praktischsten Apps, die von der Huawei Watch GT3 bislang unterstützt werden, zählt derzeit noch die Navi-App Petal Maps, die es erlaubt, Richtungsanweisungen direkt am Handgelenk anzuzeigen, was sich etwa beim Fahrradfahren durch unbekanntes Stadtgebiet als praktisch erweist. Hierzulande noch nicht unterstützt wird dagegen Huaweis Wallet, sodass sich die Watch leider nicht als mobile Bezahllösung am Handgelenk nutzen lässt.

(Bild: Huawei)

Spielwiese für Selbstoptimierer
Neben den diversen Kommunikations-Features ist die GT3 erwartungsgemäß auch wieder randvoll mit allerlei Gesundheitsfunktionen ausgestattet, dazu zählen eine laut Huawei nun präzisere Messung bzw. Überwachung von Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung sowie Schlafrhythmus. Auch Hauttemperatur und Stress lassen sich messen. Sollte Letztgenannter zu hoch sein, bietet die Uhr auch gleich die nötigen Atemübungen zur Entspannung.

Ihr volles Potenzial entfaltet die GT3 allerdings erst bei intensiver sportlicher Nutzung. Unterstützt werden mehr als 100 Sportarten, darunter Klassiker wie Laufen, Radfahren, Wandern oder Schwimmen, aber auch „Exotischeres“ wie beispielsweise Rudern oder Seilspringen. Was nicht gebraucht wird, kann praktischerweise aus der Liste gelöscht werden, sodass die Übersicht gewahrt bleibt.

(Bild: Huawei)

Noch Verbesserungspotenzial hat die automatische Trainingserkennung, die sich meist erst relativ spät zu Wort meldet und bislang lediglich Lauf-, Geh-, Crosstrainer und Rudertraining, unverständlicherweise nicht aber etwa Radfahren unterstützt. Sicherer und sinnvoller ist es daher, jedes Training gleich manuell zu starten. Wer möchte, kann sich dabei von akustischen Trainingsansagen motivieren lassen.

Gesundheitsdaten en masse
Wer weitere Anreize benötigt, kann über die Health-App „gesundheitliche Herausforderungen“ annehmen. Zudem können Läufer hier, basierend auf ihren bisherigen Daten, eigene Trainingspläne erstellen, die sich wiederum dynamisch an ihre Leistung anpassen. Zu den praktischsten Neuerungen zählt in diesem Zusammenhang das neue Rückweg-Feature, das es vom Weg abgekommenen Waldläufern oder auch Wanderern ermöglicht, wieder auf die richtige Spur zu finden.

(Bild: Huawei)

Sämtliche zurückgelegten Strecken, die dank der Unterstützung der fünf Satellitensysteme GPS, Beidou, GLONASS, Galileo und QZSS laut Huawei nun noch präziser erfasst werden, werden in der Health-App zusammen mit allen anderen Gesundheitsdaten aufgearbeitet und mit zusätzlichen Informationen sowie Empfehlungen ergänzt. Wer möchte, kann seine aufgezeichneten Erfolge hier auch gleich mit Fotos oder Musik anreichern und anschließend mit seinen Freunden teilen.

Im Vergleich etwa zu Garmins Connect-App ist das alles ein wenig benutzerfreundlicher und übersichtlicher gestaltet, allerdings läuft fernab des Hauptmenüs auch Huawei Gefahr, den Nutzer mit mehr oder minder wichtigen Statistiken oder virtuellen Auszeichnungen zu erschlagen. An dieser Stelle wäre weniger künftig sicher mehr.

Fazit: Huawei hat bei seiner neuen Watch GT3 nicht nur großen Wert auf das Äußere gelegt, sondern diese auch randvoll mit Funktionen gepackt. In ihrem Kern ist auch die Watch GT3 mehr Sportuhr denn Smartwatch geblieben, obgleich Huawei in diesem Bereich durchaus nachgebessert hat (unter anderem Bluetooth-Anrufe, Schnellreaktionen). Das US-Handelsembargo und das daraus resultierende eher dürftige App-Angebot machen den Chinesen letztlich aber einen Strich durch die Rechnung. Der große Funktionsumfang in Sachen Sport und Wellness, die lange Akkulaufzeit (zumindest bei der 46-mm-Variante) sowie die einfache und flüssige Bedienbarkeit gleichen smarte Mankos wie die fehlende Wallet- oder auch eSIM-Unterstützung zwecks größerer Unabhängigkeit vom Smartphone zumindest für primär sportlich interessierte Nutzer aber mehr als aus.

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