Snapdragon 8 Gen 1

Kamera stets aktiv: Wirbel um neuen Qualcomm-Chip

Elektronik
03.12.2021 14:43

Der US-Chipkonzern Qualcomm hat die nächste Generation seines Top-Prozessors für Smartphones vorgestellt: den Snapdragon 8 Gen 1. Der soll nicht nur schneller als all seine Vorgänger rechnen, sondern enthält auch eine Funktion, die bei Datenschützern die Alarmglocken schrillen lässt. Ein Koprozessor soll permanent Videos aus der Frontkamera auswerten und die Umgebung mit den Smartphone-Mikrofonen belauschen.

Das berichtet das IT-Magazin Heise.de nach der Enthüllung des neuen Smartphone-Prozessors auf der Qualcomm-Hausmesse Snapdragon Summit. Dort skizzierte man Einsatzszenarien für den „Sensing Hub“ getauften Koprozessor im Snapdragon 8 Gen 1, der permanent Daten aus der Smartphone-Kamera und den Mikrofonen auswerten soll.

Qualcomm spricht von Datenschutz-Vorteilen
Denkbar sei laut Qualcomm etwa, dass die Frontkamera erfasst, wie viele Personen ins Smartphone-Display blicken und das Gerät Benachrichtigungen erst anzeigt, wenn der Besitzer allein ist. Ein „sehendes“ Smartphone mit aktiver Frontkamera könnte auch beim Entsperren praktisch sein oder den Bildschirm sperren, wenn dem Besitzer jemand über die Schulter schaut. Das Mikro könnte, geht es nach dem Willen des Chipherstellers, im Smart-Home die Musik abschalten, wenn es an der Tür klingelt.

Der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 ist ein im 4-Nanometer-Verfahren gefertigter 8-Kern-Chip. Der stärkste Rechenkern taktet mit bis zu 2,995 Gigahertz. Als Fertigungspartner hat Qualcomm Samsung gewählt. (Bild: Qualcomm)
Der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 ist ein im 4-Nanometer-Verfahren gefertigter 8-Kern-Chip. Der stärkste Rechenkern taktet mit bis zu 2,995 Gigahertz. Als Fertigungspartner hat Qualcomm Samsung gewählt.

Qualcomm betonte auf seiner Hausmesse, dass man kein Datenschutzrisiko in der neuen Funktion sehe. Im Gegenteil: Während manch andere Lösung die gesammelten Daten zur Auswertung in die Cloud sende, erfolge diese beim Snapdragon 8 Gen 1 lokal am Smartphone. Außerdem könne sowohl der Nutzer als auch der Gerätehersteller die Funktion deaktivieren, was aber angesichts der gebotenen Möglichkeiten nicht ratsam sei.

Datenschützer befürchten Missbrauchspotenzial
Bei Datenschützern sorgt Qualcomms „sehender und hörender“ Prozessor dennoch für Aufregung: Sie sehen Missbrauchspotenzial. Zumindest der Chiphersteller selbst müsste theoretisch dazu in der Lage sein, auf die im KI-Koprozessor verarbeiteten Informationen zuzugreifen. Das Worst-Case-Szenario wäre wohl, wenn es Cyberkriminellen gelänge, auf die Daten zuzugreifen und das Handy in eine Wanze zu verwandeln.

Vergleiche mit den ebenfalls mit permanent lauschenden Mikrofonen ausgestatteten intelligenten Lautsprechern, die in vielen Haushalten stehen, greifen dem Bericht zufolge zu kurz. Smarte Speaker verlassen die Wohnung nicht und haben ein enges Einsatzgebiet. Das Smartphone hingegen ist ständiger Begleiter seines Nutzers und wird mit einer Vielzahl von höchst persönlichen und privaten Informationen gefüttert.

Ob der neue Qualcomm-Chip bei Smartphone-Herstellern und Nutzern gut ankommt, bleibt abzuwarten: Erste Handys mit dem Snapdragon 8 Gen 1 werden wohl Anfang 2022 erscheinen.

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