Innenminister Karl Nehammer gilt nach dem Rückzug des bisherigen ÖVP-Chefs Sebastian Kurz als klarer Favorit als Kanzler und Parteiobmann. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) erklärte bereits, er habe mit Nehammer eine „hervorragende Arbeitsbasis“. Am Freitagvormittag tagt der Parteivorstand.
Karl Nehammer stammt zwar aus Wien, aber wurde in Niederösterreich politisch sozialisiert. Er gilt als kommunikativer Netzwerker, der schon früh vom heutigen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka gefördert wurde. Seinen Master-Titel in Politischer Kommunikation an der Donau-Uni Krems machte er bei Peter Filzmaier.
Hardliner mit Handschlagqualität
Nehammer war Generalsekretär des schwarzen Arbeitnehmerbundes ÖAAB, Generalsekretär der ÖVP, und er ist seit Beginn des Jahres 2020 Innenminister in der türkis-grünen Koalition. In dieser Funktion gibt er den Hardliner, so war er etwa für die Abschiebung von gut integrierten Schulkindern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verantwortlich. Im persönlichen Umgang gibt sich Nehammer meist freundlich und verbindlich, ihm wird Handschlagqualität zugeschrieben.
Nehammer ist verheiratet (seine Frau Katharina war Sprecherin von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Jahre davor von Sobotka, als dieser Innenminister war) und Vater von zwei Kindern.
Was Nehammers Wechsel ins Bundeskanzleramt nach sich ziehen dürfte:
Mit dem Paukenschlag, dass am Donnerstagabend auch noch Finanzminister Gernot Blümel seinen Rücktritt erklärte, könnte die Rochade eine größere Form annehmen: In diesem Fall könnte auch Margarete Schramböck (Wirtschaft) wackeln - wobei sie bereits betonte, dass sie ihren Platz nach wie vor als gefestigt erachte, was allerdings auch Blümel Donnerstagmittag noch getan hatte. Als Wackelkandidaten gelten dem Vernehmen nach auch Elisabeth Köstinger (Tourismus, Landwirtschaft) und Susanne Raab (Frauen, Integration), die ebenfalls dem engsten Kreis um den Ex-Kanzler angehören.
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