Die internationale Presse ging mit dem Rückzug von Altkanzler Sebastian Kurz teilweise sehr hart ins Gericht. Manche zweifeln - krone.at berichtete - hingegen am politischen Ende von Kurz. Auffallend schweigsam - wie auch schon bei seinem Rücktritt als Bundeskanzler im Oktober - ist die internationale Politiker-Riege.
Eine Ausnahme bildete der slowenische Regierungschef Janez Janša, der ein Foto einer gemeinsamen Bergtour auf Sloweniens höchsten Berg Triglav auf Twitter postete. „Ich danke dir für deine Zusammenarbeit und Freundschaft. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute“, schrieb Janša. Den Rücktritt von Kurz als Kanzler im Oktober hat er nicht öffentlich kommentiert.
Kurz-Rücktritt für Regierungschefs „interne Angelegenheit“
Für die Regierungschefs von Frankreich, Deutschland, Großbritannien oder Italien ist der Rückzug von Kurz aus der Politik und als Parteiobmann eine „interne Angelegenheit“, wie Diplomaten der „Krone“ berichten. Es ist schlicht nicht Teil des Protokolls.
Das widerspricht etwas dem Bild, das Kurz gerne in der Öffentlichkeit pflegte: Seine guten Verbindungen zu den Mächtigen. In der EU und in der Welt.
Kein Wort von Netanyahu, Putin, Orbán
Als Israels damaliger Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vor dem Amtsverlust stand, sendete Kurz „zur Rückenstärkung“ eine Videobotschaft. Während Kurz’ Krise kam von Netanyahu kein Wort. Selbst die angeblich dem österreichischen Ex-Kanzler treu verbundenen Staats- und Regierungschefs wie Russlands Präsident Wladimir Putin und Ungarns Viktor Orbán hüllen sich in Schweigen.
„Wunderkind“ ging durch die Presse
Umso lauter raschelte es im internationalen Presse-Blätterwald:
Einige internationale Reaktionen im Wortlaut:
Der einzige persönliche Aspekt der Entscheidung des 35-jährigen Kurz ist das Bewusstsein, dass er in seiner Partei keine Unterstützung mehr hat und auch nicht die Möglichkeit, das Kanzleramt zurückzuerobern.
Corriere della sera
Die Konservativen in den Nachbarländern bewunderten Kurz‘ Fähigkeit, unter einer polierten, medienwirksamen Fassade streng konservative Werte zu vertreten, auch wenn er viele seiner Versprechen nicht einlöste.
The Washington Post
Der doppelte Abgang führte zu einem neuerlichen Angstschock in der unruhigen österreichischen Politik, die in den vergangenen zwei Monaten durch den abrupten Rücktritt von Herrn Kurz als Bundeskanzler aufgewühlt wurde.
The New York Times
Früher als andere Konservative erkannte Kurz die gesellschaftliche Sprengkraft, die in ungeregelter Migration liegt. Sein Sturz wiederum zeigt, dass auch vermeintliche Heilsbringer nicht immun sind gegen die Versuchungen der Macht.
Frankfurter Allgemeine
Einer, der andere schlecht aussehen ließ und im Zweifel alte Freunde nicht mehr kannte. Der keine Verantwortung übernahm, wo er sie ganz offensichtlich trug. Ein kleiner Geist mit großem Ego.
Süddeutsche Zeitung
Von seinem großen Aufstieg bis zu seinem Fall sind nur sechs Jahre vergangen. Doch Sebastian Kurz hat in dieser kurzen Zeit die politische Kultur Österreichs maßgeblich geprägt. Er hat polarisiert und Tabus gebrochen, so wie einst Jörg Haider.
Zeit online
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.