Schönste Wanderrouten

Von heilendem Wasser und „Flüsterspiegeln“

Vorarlberg
03.12.2021 16:10

„Krone“-Autorin Rubina Bergauer nimmt uns diesmal mit auf eine ausgedehnte Sparzierrunde vom Fallersee in Schnifis durch den Wald. Auf dieser abwechslungsreichen Tour gibt es zu jeder Jahreszeit viel zu entdecken.

Der Fallersee (auch „Schnifner Weiher“ genannt) ist ein etwa ein Hektar großer Fischteich im Riedgebiet des Fallerbachs und wurde 1968 vom örtlichen Fischerverein angelegt. An der Stelle des heutigen Weihers befand sich ursprünglich ein sogenanntes „Lehmloch“. Dort wurde einst Material für die Ziegelherstellung gewonnen. Daran erinnert heute nichts mehr. Jetzt im Winter hat der Weiher eine friedliche, fast mystische Aura. Armleuchteralgen sind durch das glasklare Wasser zu erkennen und bedecken fast den gesamten Grund, was auf die geringe Nährstoffbelastung des Gewässers zurückzuführen ist.

Heilsame Wirkung
Eine Infotafel am Ufer weist darauf hin, dass das Wasser über einen hohen Calciumgehalt von 24 Prozent verfügt. Im Jahr 1844 wurde ein Badhaus direkt über der in diesem Gebiet befindlichen, kalten Schwefelquelle errichtet. Auf diese Weise sollte die heilsame Wirkung des Wassers genutzt werden. In einem feuersicheren Heizraum (Badküche) wurde in einem offenen Kessel das Quellwasser erhitzt und dann in Eimern in die Badezimmer getragen. Solche Bäder sollten bei Rheuma sowie Nieren- und Nervenleiden Abhilfe schaffen. Seinen Höhepunkt als Kurbad erlangte das „Schnifner Bädle“ im 19. Jahrhundert. Der Beginn der Nutzung des Mineralwassers liegt allerdings im Dunkel der Geschichte.

Vor dem Bau des Heilbads bestand bereits in unmittelbarer Nähe der Quelle der Gasthof „Zum schwarzen Adler“. Heute befindet sich am hinteren Ende des Weihers, beim Einzugsbereich des Baches, ein modernes Kneippbecken, das während der Sommermonate frei zugänglich ist.

Das Bänkchen ist derzeit zugeschneit (Bild: Bergauer Rubina)
Das Bänkchen ist derzeit zugeschneit

Wandern und lernen
Der Fallersee liegt etwa 600 Meter vom Ortszentrum Schnifis entfernt, nahe der Jagdbergstraße. Ein kleiner Parkplatz ist vorhanden. Direkt gegenüber, bei der Kapelle, liegt eine Bushaltestelle. Von dort aus startend, lassen sich verschiedene Spazierwege und Wanderrouten erkunden. Eine sehr schöne und bestens ausgeschilderte Runde, die sich bei fast jeder Witterung drehen lässt, führt zunächst am Ufer des Fallersees entlang und zweigt dann auf Höhe des Kneippbeckens in den Wald ab. Bald befindet man sich auf dem Tschanischaweg. Gemächlich geht es einige Höhenmeter bergan. Die Baumreihen geben an manchen Stellen die Sicht auf das darunter liegende Schnifis frei.

Die Ruhe im verschneiten Wald hat seinen ganz eigenen Charme. (Bild: Bergauer Rubina)
Die Ruhe im verschneiten Wald hat seinen ganz eigenen Charme.

Entlang des Weges, der streckenweise auch als Lehrpfad geführt wird, lässt sich viel über das Ökosystem Wald und dessen Bewirtschaftung erfahren. So wird beispielsweise erklärt, dass in dem Gebiet Sturmholz mit Absicht liegengelassen wird oder Bäume quer zum Hang gefällt werden. Dadurch werden Schneeschub und Steinschlag verhindert und Jungpflanzen können sich so im steilen Gelände besser entwickeln. Wenn sie groß genug sind, übernehmen sie selbst diese Schutzfunktionen. Das Totholz wiederum wird zu einem wertvollen Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Mancher Baumstumpf dient auch als Kinderstube für aufkeimende, junge Bäumchen.

Umrundung des Fallersees
Man folgt den Wegweisern weiter über das Militärwegle, den alten Hohlweg und den Leubodenweg, welcher schließlich wieder zum Fallersee führt. Nun kann man das Gewässer vollständig umrunden. Hier gedeihen an manchen Stellen des sumpfigen Uferteils Schachtelhalme. Sie sind sozusagen die letzten Überlebenden einer ehemals artenreichen Gruppe innerhalb der Gefäßsporenpflanzen. Die ersten Schachtelhalme traten bereits vor rund 375 Millionen Jahren in Erscheinung. In der Urzeit, als die Amphibien gerade das Land eroberten, beherrschten sie als baumgroße Riesen die Sumpfwälder der Erde. Deshalb werden Schachtelhalme auch als „lebende Fossilien“ bezeichnet.

Rubina Bergauer hat in Schnifis u. a. mit einem „Flüsterspiegel“ experimentiert. (Bild: Bergauer Rubina)
Rubina Bergauer hat in Schnifis u. a. mit einem „Flüsterspiegel“ experimentiert.

Zwei „Flüsterspiegel“
Am nordwestlichen Ende des Sees passiert man schließlich einen von zwei in Wassernähe aufgestellten „Flüsterspiegel“. Anhand dieser Parabolspiegel lässt sich experimentell die Reflexion von Schallwellen erproben. So ist es beispielsweise möglich, dass sich zwei Personen über eine größere Entfernung hinweg miteinander verständigen. Je höher die Frequenz des Schalls, desto besser der Effekt. Tiefe Sequenzen lassen sich nicht so gut bündeln, weshalb sich eine übertragene, normale Stimme verzerrt anhört, während im höheren Frequenzbereich angesiedelte Flüstertöne besser übertragen werden. Eine genaue Anleitung, wie die Flüsterspiegel funktionieren, bietet eine Informationstafel. Dieses interessante Experiment bildet den Abschluss der abwechslungsreichen Runde.

Die Europäische Stechpalme (Ilex) wächst in unseren Gefilden meistens als immergrüner Strauch. (Bild: Bergauer Rubina)
Die Europäische Stechpalme (Ilex) wächst in unseren Gefilden meistens als immergrüner Strauch.

Stechpalme

Die Europäische Stechpalme (Ilex) wächst in unseren Gefilden meistens als immergrüner Strauch, kann aber durchaus auch zu einem größeren Baum werden. Mit einer tropischen Palme hat das Gewächs allerdings nichts zu tun. Der Name Stechpalme rührt von dem Brauch her, am Palmsonntag Palmwedel weihen zu lassen. In Nordeuropa wurden diese in Ermangelung an Palmen oder anderen grünen Zweigen zum Zeitpunkt des Osterfests durch Ilexzweige ersetzt. Charakteristisch für Stechpalmen sind die leuchtend roten Steinfrüchte sowie die ledrigen, dunkelgrünen Blätter, die häufig dornig gezähnt sind. Das soll die Pflanze vor Fressfeinden schützen, wobei sich heimisches Schalenwild davon nicht abschrecken lässt. Stechpalmzweige mit roten Beeren werden oftmals als Weihnachtsdekoration verwendet. Allerdings sind Blätter und Früchte leicht giftig, daher ist im Umgang mit der Pflanze Vorsicht geboten, vor allem wenn Kinder dabei sind. Die Früchte der Stechpalme werden aber von Vögeln und anderen Kleintieren als Nahrungsquelle im Winter geschätzt. Ilex-Holz fand früher für Intarsienarbeiten Verwendung, auch Spazierstöcke wurden daraus hergestellt. Fantasy-Fans wissen natürlich, dass Harry Potters Zauberstab ebenfalls aus Stechpalmenholz gefertigt ist.

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