Der große ABBA-Hype geht unaufhaltsam weiter. Bevor ABBA mit ihren „ABBAtaren“ fulminante Hologramm-Shows in London starten, kommt mit „Abbamania The Show“ die weltgrößte Tribute-Show in die Wiener Stadthalle. Wir waren vorab in Stockholm, um uns mit den Machern und Musikern des Top-Projekts zu unterhalten und auf die Show vorauszublicken.
Das Comeback des Jahres ist ABBA sicher. „Voyage“, ihr erstes Studioalbum nach 40 Jahren, verkaufte sich allein in der Debütwoche mehr als eine Million Mal und verzeichnete in den ersten zwei Wochen rund 190 Millionen Streams. In Großbritannien waren drei Tage nach Ankündigung der Veröffentlichung 80.000 Alben vorbestellt, bei den Vinylverkaufszahlen wurden alle Rekorde im 21. Jahrhundert gebrochen. Es gab unzählige Gold- und Platinauszeichnungen, in fast allen wichtigen Märkten landete „Voyage“ auf Platz eins der Albumcharts und abseits der rein kommerziellen Zahlen folgte auch noch die globale Adelung der Musikerkollegen, die sich ob der Breitenwirksamkeit der zeitlosen Popsongs in Jubel überschlugen. Dazu kommen ab Ende Mai 2022 noch die Hologramm-Konzerte mit den sogenannten „ABBAtaren“ in einer dafür eigens gebauten Halle in London.
Mit neuen Songs
Im Windschatten der Originale nützen auch zahlreiche Tribute-Shows den Hype um die Pop-Legenden. Die heimischen Fans dürfen sich am 27. März 2022 auf die Rückkehr von „Abbamania The Show“ freuen, die nicht nur alle Hits des schwedischen Quartetts möglichst originalgetreu nachexerziert, sondern auch schon den einen oder anderen neuen Song von „Voyage“ im Talon haben wird. Das Corona-bedingt bereits zweimal verschobene Show-Highlight der global größten ABBA-Tribute-Show begeistert nicht nur mit Hits und Stimmkraft, sondern auch mit dem London Symphonic Sound Orchestra unter der Leitung des Hamburgers Hauke Wendt und den beiden ABBA-Originalmusikern Janne Schaffer an der Gitarre und Ulf Andersson am Saxofon.
Letzterer ist schon seit 20 Jahren mit der Show auf Tour und trotz seiner 81 Jahre in beneidenswerter Top-Form. „Das Alter kann ich nicht ignorieren, so ehrlich muss ich sein“, lacht er im Interview mit der „Krone“ in Stockholm, „solange ich mich fit und glücklich fühle, mache ich aber sicher weiter.“ Andersson hat 1975 das Saxofon für den Hit „I Do, I Do, I Do, I Do, I Do“ eingespielt und war mit ABBA zwei Jahre später auf großer Europa- und Australien-Tournee. „Dort sind die Menschen durchgedreht und haben uns vor dem Hotel belagert“, erinnert er sich mit leuchtenden Augen zurück, „ich habe mich wie ein Popstar gefühlt. Es war surreal und die Band wurde größer, als es sich die einzelnen Mitglieder jemals erträumt hätten.“
Zeit genützt
Gitarrist Janne Schaffer, in Schweden selbst großer Popstar und seit gut zwei Dekaden auch gern gesehener Live-Gast in Bad Gastein, war aufgrund seiner eigenen Projekte zwar nie mit ABBA auf Tour, spielte im Studio an der Gitarre aber Songs wie „Mamma Mia“, „Waterloo“, „Ring Ring“ oder „It Wasn’t For The Night“ ein. „Benny und Björn nahmen sich unendlich viel Zeit“, erinnert er sich, „wir schafften meist nur einen Song pro Tag. Es wurde viel experimentiert, eingespielt und wieder verworfen.“ Sein einziger Live-Auftritt mit ABBA passierte bei einem Fernsehauftritt in Deutschland. „Ich hatte dort damals eine Freundin und konnte sie dadurch besuchen“, lacht er, „sie war Chorsängerin und ich habe diese Chance gleich genutzt.“
Auch Schaffer ist bereits langjähriges Mitglied von „Abbamania The Show“ und stolz darauf, das Vermächtnis der Kultband weiterzutragen. „Diese Musik wird einfach immer weiterleben, das hat sie ja schon bewiesen. Um ABBA spielen zu können, musst du ein wirklich guter Musiker sein. Bruce Springsteen spielt man leichter nach. Die Qualität dieser Popmusik war mitunter extrem hoch.“ Diese Magie setzt sich auch in der „Abbamania“-Show fort, wie Andersson bestätigt: „Das Publikum war jung, als die Songs damals erschienen. Heute bringen diese Leute ihre Kinder und Enkel mit und die ganze Familie feiert gemeinsam, weil man jedes Lied kennt. ABBA-Songs sind eine schöne Tradition, die generationsübergreifend funktionieren.“
Emotionsvermischung
Insgesamt 26 Musiker werden sich bei „Abbamania“ auf der Bühne tummeln, die beiden Ur-Sängerinnen Katja Nord (Frida) und Camilla Dahlin (Agnetha) haben das Zepter mittlerweile an Maria Höglund und Cecilia Blomberg weitergegeben und ziehen die Strippen im Hintergrund. Die beiden Schulfreundinnen haben ihr Tribute-Projekt Waterloo 1996 gegründet und nichts von ihrer ABBA-Leidenschaft verloren. „Sie haben es immer mühelos geschafft, Emotionen wie Glück und Trauer in einen einzigen Song zu packen. Es herrscht Melancholie, aber auch immer eine Prise Hoffnung. Der Doppelgesang von Agnetha und Frida war ein wichtiger Grundpfeiler des Erfolgs dieser Band.“
Fungieren Dahlin und Nord als musikalische Leiter für den Gesang, hat diese Verantwortung Hauke Wendt für das Orchester inne. Der passionierte Queen-Fan kam 2019 neu in ein funktionierendes Team und musste bei „Abbamania“ nicht mehr an den großen Stellschrauben drehen. „Ich konnte meine Einflüsse immer einbringen, arbeite aber auch in einem gut funktionierenden Team. Mein einziger Wunsch ist, dass die ganze Show für die Fans zu einem Guss wird. Dass jede Stimme und jedes Instrument auf der Bühne ihren absoluten Wert haben.“ Am Wichtigsten sei ihm, der Herausforderung gerecht zu werden, die das Projekt verlangt. „Auf Tour achtet man darauf, dass jeder Abend besser wird als der vorherige. Es geht viel um Farben und Energie der einzelnen Songs.“
ABBA-Groove
Für das klassisch ausgebildete Orchester ist vor allem der typische ABBA-Groove nicht immer einfach zu bewerkstelligen. „Ein Paganini-Konzert ist natürlich schwerer zu spielen als eine ABBA-Tribute-Show, da muss ich nicht so tun, als wäre das anders“, lacht der Musical-Experte im Gespräch mit der „Krone“, „aber die Kunst liegt oft nicht in der handwerklichen Schwere, sondern im Klang an sich und darin, ob die Details auch zusammenpassen. Mit einem Orchester richtig zu grooven ist nicht leicht, aber mit diesem gelingt uns das bei ,Abbamania‘ mittlerweile sehr gut.“
Nach drei Jahren Zwangspause werden die Fans bei „Abbamania“ inhaltliche Veränderungen bemerken, wenn auch eher im Detailbereich. „Man will mit jeder Show der jeweiligen Jubiläumssituation gerecht werden“, betont Wendt, „es werden definitiv zwei neue Songs Teil des Programms sein und ansonsten achten wir wie immer darauf, die Show würdig zu bestreiten. Die Stimmung der Zuseher ist immer gewaltig, man kann ja alles mitsingen. In großen Arenen wie der Wiener Stadthalle sind solche Momente natürlich immer besonders speziell.“
Keine Konkurrenzsituation
Dass die Originalband ABBA ab Mai in London mit ihren „ABBAtaren“ auf die Bühne geht, sieht Wendt mit großem Interesse, denkt dabei aber nicht an eine Konkurrenzsituation. „Für die Preise muss die Show dort richtig was liefern, da reicht der reine Nostalgiefaktor nicht aus. Wir sind nicht ABBA, aber bei uns stehen Menschen aus Fleisch und Blut auf der Bühne. Es sind Live-Performer, die auf Situationen reagieren, so wie es mit Avataren nie möglich sein wird. Ich bin mir sicher, in der Zukunft wird es gleichermaßen Raum für Livekonzerte und Avatar-Shows geben. Wir kommen uns da nicht in die Quere.“
Saxofonist Andersson lief unlängst bei einer Party in Schweden Benny Andersson über den Weg und fragte ihn höchstpersönlich, was er denn von einer Show wie „Abbamania“ halten würde. „Er meinte, das wäre absolut okay und er wünsche uns allen nur das Beste. Was er hinter den Kulissen wirklich darüber denkt, das weiß ich aber nicht“, fügt er lachend hinzu. Für ABBA-Fans tun sich jedenfalls so viele Möglichkeiten wie noch nie auf, ihre Lieblingsmusik zu hören und zu sehen. „Abbamania The Show“ ist am 27. März 2022 in der Wiener Stadthalle zu sehen. Unter www.ticketkrone.at gibt es die Karten für das Spektakel und weitere Infos.
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