Aus Liebeskummer?

Astronautin soll Loch in die ISS gebohrt haben

Ausland
04.12.2021 14:05

Ein brisanter Vorwurf aus Russland könnte nun ein gerichtliches Nachspiel für eine NASA-Astronautin haben. Aus Liebeskummer soll sie ein Loch in eine russische Sojus-Kapsel gebohrt und damit die gesamte Besatzung der internationalen Raumstation ISS in ernste Gefahr gebracht haben. Die NASA wies die Vorwürfe hingegen zurück, die Beweislage ist dürftig.

Ende August 2018 musste die russische Crew ein Loch an ihrer Sojus-Raumkapsel flicken - die russische Raumfahrtagentur Roskosmos will nun nach dreijähriger Suche eine Schuldige dafür gefunden haben. Und zwar die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor, die zu dem Zeitpunkt Mitglied der ISS-Crew war.

Russland sorgt für Spekulationen
Für Roskosmos sei nun klar, dass Auñón-Chancellor „akute psychische Probleme“ gehabt habe, die in ihr den Wunsch ausgelöst hätten, möglichst rasch zur Erde zurückzukehren. Grund der Probleme sei eine Arm- und Schultergürtelthrombose gewesen, das sogenannte Paget-von-Schroetter-Syndrom - ein solches war zu dem Zeitpunkt tatsächlich bei ihr aufgetreten. Die russische Raumfahrtagentur befeuert allerdings auch die Spekulation, dass die Astronautin sich nach einer unglücklichen Affäre mit einem Crewmitglied „Luft verschaffen“ und mit der Aktion einen vorzeitigen Rückflug erzwingen wollte.

Zwei russische Kosmonauten mussten das Leck in einem Außeneinsatz flicken. (Bild: NASA TV)
Zwei russische Kosmonauten mussten das Leck in einem Außeneinsatz flicken.

Loch konnte geschlossen werden
Ein mutmaßlich absichtlich gebohrtes Loch in der Raumstation ist kein Kavaliersdelikt. Durch die rund zwei Millimeter dicke Öffnung kam es zu einem Druckabfall in der gesamten Station. Wäre es nicht möglich gewesen, sie zu schließen, hätte die ISS innerhalb von zwei Wochen die komplette Atemluft verloren, sodass die Besatzung die Station vorzeitig verlassen hätte müssen. Laut Angaben aus Russland war schließlich ein Außeneinsatz von zwei Kosmonauten erforderlich, um das Loch provisorisch abzudichten.

Insgesamt seien acht Bohrlöcher in der Sojus-Kapsel gefunden worden, wobei nur eines auch tatsächlich durch die Bordwand gegangen sei. Es handle sich dabei um ein typisches Anzeichen, dass die Arbeiten in der Schwerelosigkeit durchgeführt worden seien, ein eigenes Verschulden schon vor dem Start sei daher ausgeschlossen.

NASA: Vorwürfe „unglaubwürdig“
Die NASA stemmte sich vehement gegen die Vorwürfe. „Serena ist ein äußerst angesehenes Besatzungsmitglied“, erklärte die NASA-Chefin für bemannte Raumfahrt auf Twitter. Es gebe keinerlei Zweifel an ihrem professionellen Verhalten, das bestätige auch die permanente Überwachung der Besatzung - jegliche Vorwürfe seien „unglaubwürdig“. Roskosmos erwiderte jedoch, dass ausgerechnet zum möglichen Tatzeitpunkt die entsprechende Kamera ausgefallen war.

Die NASA hat jedoch eine alternative Erklärung parat: So gelte es als wahrscheinlicher, dass das mysteriöse Loch bereits vor dem Sojus-Start auf der Erde entstanden sei - etwa durch eine Ungeschicklichkeit eines Monteurs. Auch dem Verdacht sei man nachgegangen, so Roskosmos - in dem Fall hätte die Raumkapsel jedoch die üblichen Tests vor dem Start nicht bestanden. Die genauen Untersuchungsergebnisse wollte die Agentur jedoch nicht veröffentlichen.

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