Die angekündigte Covid-Impfpflicht sorgt für Verwirrung und Unsicherheit - bei Arbeitgebern und -nehmern. Viele Betriebe suchen als Protest aktiv ungeimpfte Mitarbeiter. Eine Kärntner Zahnärztin will noch weiter gehen.
Die Impfpflicht: Noch bevor sie im Februar eingeführt werden soll, ist sie Anlass für Debatten. Denn der gesellschaftliche Nutzen einer Impfpflicht erlaubt den Eingriff in die Entscheidung des Einzelnen - auch in der Arbeitswelt. Nicht ganz lege artis könnte also bald das Vorgehen mehrerer umstrittener Internetplattformen sein, die als Jobbörse für Ungeimpfte dienen: „Wir möchten den freien Willen und die Selbstbestimmung fördern“, ist etwa auf der Homepage von „Impffrei.work“ zu lesen.
Dort können sich Personen ohne Impfzertifikat nach freien Stellen umsehen. „So soll der Ausgrenzung und Diffamierung von Arbeitnehmern entgegengewirkt werden“, heißt es. Auch beim Portal „animap.jobs“, das von Impfgegnern durchaus Zuspruch bekommt, finden sich ähnliche Angebote. Fest steht: Fündig wird man als Ungeimpfter auf den Plattformen allemal. Insgesamt 30 österreichische Jobanzeigen gibt es bei „Impffrei.work“ - und zwar aus den unterschiedlichsten Branchen.
„Hauptsache, wir finden überhaupt jemanden“
Ein Betrieb aus Niederösterreich sucht etwa einen Bäckermeister: „Wir haben kein Problem damit, wenn jemand nicht geimpft ist. Es werden sowieso alle regelmäßig getestet, viele unserer Mitarbeiter sind genesen. Unser größeres Problem ist aber: Diese Stelle ist seit über einem halben Jahr frei - es gibt einfach zu wenige qualifizierte Fachkräfte!“ Vor ähnlichen Schwierigkeiten stehen Unternehmen, die auf den umstrittenen Plattformen inserieren. Auf der Suche nach Mitarbeitern verzweifeln manche so sehr, dass sie aktiv nach Ungeimpften Ausschau halten - trotz angekündigter Impfpflicht und noch unklarer Situation am Arbeitsplatz (siehe Interview unten).
Die Impfpflicht ist für mich Diskriminierung - da will ich nicht mitmachen. Es gibt viele nette junge Menschen, die nicht geimpft sind. Sie haben auch die Chance auf eine Ausbildung verdient.
Karoline Skorianz, Zahnärztin in Villach
Eine, die sogar noch einen Schritt weiter gehen will, ist Ärztin Karoline Skorianz aus Villach, die sich auf ganzheitliche Zahnmedizin spezialisiert hat: Sollte die Impfpflicht wie geplant eingeführt werden, will sie rechtlich dagegen vorgehen.
„Für mich ist Impfpflicht eine Diskriminierung“
Im Gespräch mit der „Krone“ sagt Skorianz: „Hilft das nichts, würde ich so weit gehen, meine Praxis zu schließen und meinen Beruf niederzulegen.“ Warum dieser drastische Schritt? „Für mich sind alle Menschen gleich - egal, ob geimpft, ungeimpft, römisch-katholisch, welche Hautfarbe. Als Ärztin habe ich eine ethisch-moralische Verpflichtung gegenüber meinen Patienten. Wenn es mir ums Geschäft ginge, würde ich weitermachen. Ich muss mich fragen: Will ich unter solchen Umständen praktizieren?“ Für sie sei das Diskriminierung: „Da will ich nicht mitmachen, ich grenze niemanden aus!“
Derzeit beschäftigt die Zahnärztin acht Mitarbeiter - geimpft, ungeimpft und genesen. Das Betriebsklima sei gut: „Es steht jedem frei, selbst zu entscheiden. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir uns täglich testen, egal, welcher Status. Gerade als Zahnarztpraxis haben wir ja schon vor Covid mit Mundschutz gearbeitet.“ Die beiden Lehrlingsstellen, die Skorianz via „Impffrei.work“ ausgeschrieben hatte, konnte sie übrigens besetzen: „Mit zwei jungen Frauen - eine ungeimpft, die andere geimpft.“
„Firmen können Bewerber ohne Impfpass ablehnen“
Martin Gruber-Risak, Arbeitsrechtsexperte der Uni Wien, über 2G, 3G oder angekündigtes Gesetz ...
„Krone“: Sollte eine Impfpflicht mit 1. Februar 2022 in Kraft treten, worauf können sich Berufstätige einstellen?
Martin Gruber-Risak: Für den Arbeitsplatz könnten hier zwei mögliche Optionen infrage kommen: Entweder eine allgemeine Impfpflicht wird eingeführt, die sich nicht direkt auf die Arbeit auswirkt, oder es wird die 2G-Regel in der Arbeit gelten.
Was würde eine Impfpflicht für ungeimpfte Arbeitnehmer bedeuten?
Es könnte zu einer hohen Geldstrafe kommen, die sich immer wieder wiederholt, sollte die Person sich einer Corona-Schutzimpfung weiterhin widersetzen.
Und wie sieht es bei der 2G-Regel aus?
Sollte sich die 2G-Regel durchsetzen, darf der Arbeitgeber keine Ungeimpften oder jene, die nicht mit dem Coronavirus infiziert wurden, beschäftigen.
Ist es wirklich möglich, dass sich so eine Impfpflicht durchsetzen kann?
Ob es wirklich möglich ist, wird sich noch entscheiden. Vorstellbar wäre eine Impfpflicht zumindest bei Gesundheitsdienstleistungen: Unter anderem gilt in Pflegeheimen ja bereits die 2,5G-Regel plus Maskenpflicht.
Was passiert mit jenen Erwerbstätigen, die sich einer Impfung widersetzen bei 2G am Arbeitsplatz?
Widersetzt sich ein Arbeitnehmer der Impfung, ist der Dienstgeber nicht mehr dazu befugt, die Person zu beschäftigen. Sie verliert somit, wohl oder übel, ihren Job.
Hat es auf dem Arbeitsmarkt schon einmal so eine Impfpflicht gegeben?
Früher war eine Schutzimpfung gegen Pocken in Österreich verpflichtend, jedoch nicht nur am Arbeitsplatz. Ich glaube also nicht, dass der Arbeitgeber alleine zukünftig eine Befugnis dazu haben wird, seinen Mitarbeitern eine Impfung vorzuschreiben. So etwas muss der Gesetzgeber machen.
Ist es aber für heimische Unternehmen in Zukunft möglich, Bewerber aufgrund einer nicht vorhandenen Impfung abzulehnen?
De facto funktioniert das ja jetzt schon: Lehnt ein Arbeitgeber Personen ohne vorhandenen Impfpass ab, können diese rechtlich nichts dagegen machen.
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