Salzburgs Abwehrchef Maximilian Wöber hat den Druck vor dem Entscheidungsspiel in der Fußball-Champions-League auf den Gegner abgeschoben. „Wir haben noch immer eine super Ausgangsposition, ein Remis reicht. Der Druck liegt eindeutig bei Sevilla“, meinte der Verteidiger, der die Partie am Mittwoch (21.00 Uhr/live im sportkrone.at-Ticker) verletzt nur als Zuschauer erlebt. Salzburgs Defensive fehlt im wichtigsten Saisonspiel der bisher beständigste Innenverteidiger.
Dass die Bullen mit den jüngsten zwei CL-Niederlagen in Lille und zuvor Wolfsburg zwei Matchbälle vergaben, ändert an der mentalen Ausgangslage laut Wöber nichts. „Wir haben mannschaftsintern und in jedem Interview gesagt, dass wir von Spiel zu Spiel schauen. Die Erwartung, Salzburg muss diesen historischen Aufstieg schaffen, ist eher aus den Medien gekommen. Wir versuchen das Beste und schauen dann einfach, was am Ende rauskommt.“
Möglich ist tatsächlich alles bis nichts - vom erstmaligen Achtelfinaleinzug über Europa-League-Umstieg bis zum vorzeitigen Europacup-Aus als Gruppenletzter. Das Selbstvertrauen im Team sei trotz der „etwas durchwachsenen Phase“ gerade wegen der bisherigen Vorstellungen in der Königsklasse groß, betonte Wöber. „Der Start hat uns ein richtig gutes ‘Brüstl‘ gegeben und ich glaube, dieses Gefühl ist noch immer da.“
Defensive überzeugte
Die Defensive um den ehemaligen Rapid-, Ajax- und Sevilla-Spieler konnte mit bisher sechs Gegentoren endlich auch auf größter Bühne zumeist überzeugen. „Wir sind durch das System nicht mehr so konteranfällig, weil wir vier wirklich zentrale Mittelfeldspieler haben, die ich als Innenverteidiger für eine bessere Restverteidigung zurückholen kann“, sagte Wöber und betonte auch die Eingespieltheit mit seinen Teamkollegen. „Natürlich fehlt uns noch immer dieses Zu-Null-Spiel in der Champions League, aber auf dem Niveau ist es einfach extrem schwierig, jede Situation zu verteidigen.“
Mehr Anlass zur Sorge gab zuletzt Salzburgs Offensive. Was das letzte Drittel angeht, sei im Moment „ein wenig der Wurm drinnen. Der erste Kontakt ist oft schlampig, der letzte Pass ist oft nicht gut. Und dann fehlt uns in der einen oder anderen Situation auch das Spielglück“, sagte Wöber. Solchen Phasen kämen in einer derart jungen Mannschaft schon einmal vor, gab sich der 23-Jährige mit seinen Vorderleuten nachsichtig. „Ich bin überzeugt, dass wir schon in den letzten Spielen das Ruder rumreißen können.“ Wie zuletzt nach 0:1-Rückstand gegen Hartberg (2:1).
Wöber nicht mit dabei
Gegen Sevilla muss dies ohne Wöber versucht werden. Dass der Wiener „aufgrund des dichten Spielplans extrem viel Wert auf die Regeneration“ gelegt haben will, half letztlich nichts. Ein Muskelfaserriss bringt ihn um das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub (unten im Bild Wöber bei Sevilla), für den er vor seinem Wechsel im Sommer 2019 für zumindest 10,5 Mio. Euro nur acht Spiele absolviert hat.
Dass das „Endspiel“ in einem aufgrund der Corona-Auflagen leeren, eigenen Stadion stattfinden muss, wertete Wöber als klaren Nachteil. „Uns fehlt dadurch sicher ein mentaler Faktor, der die Mannschaft in gewissen Situationen noch einmal nach vorne pushen könnte und in den letzten Minuten noch einmal ein paar Prozent rausquetschen könnte. Aber wir müssen das so akzeptieren, jeder kennt die Situation im Land. Und ich denke, wir werden auch so unseren Plan durchziehen.“
Allzu intensiv ist Wöbers Kontakt nach Andalusien nicht mehr, was am Respekt vor dem vierfachen Europa-League-Sieger nichts ändert. „Sevilla ist eine extrem stabile Mannschaft mit viel internationaler Erfahrung. Sie zählen zu den absoluten Topmannschaften in Europa, allein schon aufgrund der Erfolge in den letzten Jahren.“
Salzburg im Fokus
Bezüglich eines erneuten Auslandswechsels ließ sich der sechsfache ÖFB-Teamspieler alle Optionen offen. Nach CL-Saisonen seien viele Augen auf die Profis gerichtet, meinte Wöber. „Wenn etwas spruchreif sein sollte, werde ich mir meine Gedanken machen. Aber im Moment liegt mein Fokus nur darauf, zum Frühjahrsstart wieder hundertprozentig fit zu sein und hoffentlich zum ersten Mal in meiner Karriere ein Champions-League-Achtelfinale zu spielen.“
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