Kosten und Nutzen

„Lockdown kostet uns eine Milliarde pro Woche“

Vorarlberg
07.12.2021 07:00

Geht es nach dem Public-Health-Experten Armin Fidler sollten ab kommende Woche alle Betriebe wieder aufsperren dürfen - mit zwei Ausnahmen und unter strengen Regeln.

Aus epidemiologischer Sicht gibt es für Public-Health-Experten Armin Fidler in Sachen Lockdown nur eine Antwort: „Wenn ich die Risiken auf Null reduzieren will, muss ich alles zusperren.“ Allerdings sei die Epidemiologie nur eine Variable. Unterm Strich gehe es um politische Entscheidungen, „um das Abwägen von Risiken, darum, ökonomische, gesellschaftliche und sozialen Interessen zu verantworten“, stellt Fidler klar. Schließlich kostet der Lockdown rund eine Milliarde Euro pro Woche. „Wenn ich vier bis fünf Milliarden dafür ausgebe, fehlen Unsummen und es stellt sich die Frage, auf was ich im Gegenzug verzichte. Auf Gelder für Straßen, Kindergärten oder Dinge aus dem Sozialbereich?“

Sicher, vor gut zwei Wochen, als die Entscheidung für den Lockdown fiel, war der Druck auf die Spitäler und die Intensivstationen hoch. „Die Lage war brenzlig und man war nervös“, analysiert der Public-Health-Experte. Ein Blick in die benachbarte Ostschweiz oder nach Deutschland hätte aber ebenso volle Intensivstationen gezeigt. Inzwischen seien in beiden Ländern die Zahlen zurückgegangen - und das ganz ohne Lockdown. „Die Frage ist, wie hoch die Wirksamkeit wirklich war und ob wir so viel anders gefahren wären als etwa die Ostschweiz?“

Was mögliche Öffnungsschritte in der kommenden Woche betrifft, plädiert Fidler, der auch Mitglied der Coronakommission ist, dafür, weiter auf Großveranstaltungen zu verzichten und bis auf die Nachtgastronomie alles aufzusperren. „Wenn in Hotels und Restaurants die 2G- oder 2G-Plus-Regel befolgt wird, ist eine Öffnung durchaus vertretbar“, meint er.

Weitaus schwieriger sei es hingegen, für die Nachtgastro einen gangbaren Weg zu finden. „Dort wird zum Teil auf engstem Raum getanzt und gefeiert, sodass das Gefahrenpotenzial weitaus größer ist.“ Ähnliches gelte auch für Großveranstaltungen wie beispielsweise Fußballspiele oder Rockkonzerte, bei denen es keine zugewiesenen Plätze gebe. Bei einem klassischen Konzert würde das schon wieder ganz anders aussehen. „Aber die genauen Unterschiede auszumachen, ist zum Teil sehr schwierig.“

Ginge es nach Fidler, würde er übrigens auch das Demonstrieren ohne Maske verbieten. „Bei allem Demokratieverständnis frage ich mich schon, was das soll und wie das zusammengeht, dass sich so viele auf engem Raum ohne jeden Schutz bewegen.“

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