Autos, die beim Crashtest null Punkte bekommen? Das waren mal China-Kracher wie der Jiangling Landwind. Aber aktuelle Fahrzeuge aus aktueller Produktion europäischer Hersteller sind doch sicher, oder? Das dachten wir auch. Doch dann krachten uns zwei in die Parade: Kommt der Dacia Spring Electric immerhin noch auf einen mageren Stern, fällt der aktuelle Renault Zoe komplett durch!
Die schwache Gesamtwertung hat bei beiden Modellen übrigens nichts damit zu tun, dass es sich dabei um Elektroautos handelt, betont Max Lang, Experte für Fahrzeugsicherheit beim ÖAMTC, der die aktuelle Testreihe mit seinen Partnern durchgeführt hat: „Unsere Crashtests haben ja immer wieder gezeigt, dass sich E-Fahrzeuge in Sicherheitsbelangen in der Regel nicht zu verstecken brauchen - so auch der Fiat 500e, der auch von der Größe her mit diesen beiden Modellen vergleichbar ist und vier Sterne erreicht.“
Trotz ihrer sicherheitstechnischen Schwächen sind auch diese beiden Fahrzeuge zum Verkehr zugelassen und bleiben das auch, sie erfüllen die dafür notwendigen rechtlichen Voraussetzungen, erläutert Lang. Die Crashtests nach EuroNCAP sind allerdings deutlich strenger und haben einen anderen Fokus als die Verfahren zur Typengenehmigung.
Dacia Spring: Ein Stern
Der Dacia Spring, Österreichs billigstes Elektroauto, zeigt in allen Testkriterien deutliche Schwächen. Erwachsenen- und Kindersicherheit, Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer, Ausstattung mit Assistenzsystemen - alles auf unterdurchschnittlichem Niveau. „Potenziell drohen erwachsenen Insassen in mehreren Szenarien schwerste Verletzungen: Beim Frontalcrash gegen ein anderes Fahrzeug oder einem Seitenaufprall kann es auf dem Platz hinter dem Steuer sehr gefährlich werden, sitzt man hinten, kann es beim Frontalaufprall zu schwersten Kopfverletzungen, beim Aufprall von hinten zu lebensgefährlichen Verletzungen an der Halswirbelsäule kommen.“
Renault Zoe: Null Sterne
Die Werte des Zoe entsprechen bei Erwachsenen- und Kindersicherheit, Schutz von Fußgängern und Radfahrern in etwa denen des Dacia Spring. Im Detail gibt es allerdings Unterschiede - so läuft man als Fahrer des Zoe speziell beim seitlichen Aufprall gegen einen Baum oder Laternenmasten Gefahr, lebensgefährliche Kopfverletzungen zu erleiden, während die Ergebnisse des Frontalcrashs etwas besser ausfallen. Gemeinsam ist beiden die große Wahrscheinlichkeit von schwersten Verletzungen der Halswirbelsäule, wenn ein anderes Auto von hinten auffährt. Und: Der Zoe ist noch kleiner als der Spring, es besteht also auch hier das Risiko, dass die Person hinter dem Steuer mit dem Kopf an die Tür auf der gegenüberliegenden Seite prallt, wenn der Zoe seitlich getroffen wird.
Assistenten machen den Unterschied
Der Unterschied zwischen einem Stern und null Sternen liegt in der Ausstattung mit Assistenzsystemen. Der Dacia Spring ist serienmäßig zumindest mit einem automatischen Notbremssystem ausgestattet, das auf Autos reagiert und in den meisten Testszenarien auch adäquat funktioniert. Weitere Assistenten, beispielsweise Unterstützung beim Spurhalten, sucht man allerdings vergeblich.
Renault verzichtet beim Zoe im Gegensatz dazu komplett auf Assistenten, die über den vorgeschriebenen Seatbelt-Reminder und einen Speed-Limiter hinausgehen. „Das ist nicht zeitgemäß und ein Sicherheitsmalus, den man in diesem Ausmaß selten bei modernen Fahrzeugen sieht“, klagt Lang.
In der aktuellen Testreihe wurden neun weitere Fahrzeuge gecrasht, sieben davon erzielten volle fünf Sterne: BMW iX, die Genesis-Modelle G70 und GV70, Mercedes-EQ EQS, Nissan Qashqai, Skoda Fabia und VW Caddy. Fiat 500e und MG Marvel R kommen immerhin noch auf vier. „Diese mit fünf Sternen bewerteten Autos verfügen über hohe Sicherheitsstandards für Erwachsene und Kinder, weiters sind sie mit umfangreichen Fahrerassistenzsystemen ausgestattet. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es vor allem beim Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer.“ Letztgenanntes sowie Schwächen in der Kindersicherheit kosten den MG Marvel R den fünften Stern, beim Fiat 500e ist es neben dem Fußgängerschutz vor allem die Sicherheit für erwachsene Insassen, die zu wünschen übrig lässt.
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