Bei Katia Wagner gab es am Mittwoch viele Einblicke hinter die Kulissen der vergangenen Tage in der heimischen Innenpolitik. Heidi Glück, die langjährige ÖVP-Beraterin, erklärt im Gespräch, dass Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) „gespürt hat“, dass er den Druck der Ermittlungen „auf Dauer nicht schaffen wird“. Da sei es besser gewesen, zu gehen, solange er noch selbst entscheiden kann, als auf den Fußtritt der Landesfürsten zu warten.
Inneneinsichten gab es auch von „Krone“-Ressortleiter Christoph Budin. Er war einer der Ersten, der von Sebastian Kurz‘ Rückzug aus der Politik erfahren hat. „Er hat innerlich gewusst, dass es vorbei ist, aber er wollte kämpfen“, erklärt Budin. Nachdem sich aber abgezeichnet hat, dass ein Comeback schwierig wird, habe er umgeplant. Das erst vor wenigen Wochen auf die Welt gekommene Baby sei dann der letzte Auslöser für seine Entscheidung gewesen.
Christoph Budin, Kronen Zeitung
(Bild: Tomschi Peter)
Mahrer nach Kurz-Rückzug: „Ich war traurig und betroffen“ Der Sicherheitssprecher der ÖVP, Karl Mahrer, wurde 2017 von Sebastian Kurz zu den Türkisen geholt. Er räumt ein, dass er „traurig und betroffen“ gewesen sei, als er vom Rückzug von Kurz erfahren habe. Ihn stimme nachdenklich, dass Politiker immer mehr mit Hass und Aggressionen konfrontiert seien.
Er fordert Lehren: „Wir sollten in der Politik den zweiten Gang einlegen!“
Karl Mahrer, designierter Landesparteiobmann ÖVP Wien, Abgeordneter zum Nationalrat
(Bild: Tomschi Peter)
Politikexperte: „Kurz hätte keine Wahl mehr gewonnen“ Meinungsforscher Christoph Haselmayer (IFDD Institut) ist sich sicher, dass die zuletzt schlechten Umfragewerte ausschlaggebend dafür waren, dass sich Kurz zurückzog. „Sebastian Kurz war der weiße Ritter, zuletzt hätte die ÖVP aber mit ihm keine Wahl mehr gewonnen“, so Haselmayer.
Derzeit liege die ÖVP in Umfragen zwar hinter der SPÖ, aber der Politikexperte würde die Schwarzen „nicht komplett abschreiben“.
Christoph Haselmayer, Politikexperte und Meinungsforscher (IFDD Institut)
(Bild: Tomschi Peter)
Was Nehammer zu einem besseren Kanzler als Schallenberg macht Die Nominierung des neuen Kanzlers Karl Nehammer (ÖVP) könnte allerdings Aufschwung geben. Die Diskutanten waren sich darin einig, dass er innerhalb der Partei und vor allem zu den Landesfürsten „gut vernetzt“ sei. Illusionen, dass es bei seiner Besetzung um das Wohle der Österreicher ging, brauche man sich aber keine machen: „Das war keine Republiksentscheidung, sondern eine strategische Entscheidung der ÖVP!“, stellt Beraterin Heidi Glück klar.
Und: „Die alte Machtkonstellation der Schwarzen ist wieder da.“
Heidi Glück, Politikberaterin und ehemalige Beraterin von Wolfgang Schüssel
(Bild: Tomschi Peter)
Nehammer wird wie Kurz im Kreisky-Zimmer sitzen Auch Ressortleiter Christoph Budin glaubt, dass Schwarz nun wieder zurück sei. Ohnehin sei der türkise Anstrich nur eine „Marketinggeschichte“ gewesen. Nehammer sei - obwohl er eine Vertrauensperson von Sebastian Kurz sei - jedenfalls „ein Schwarzer“.
Dass er sich wie Kurz ausgerechnet das Kreisky-Zimmer im Bundeskanzleramt ausgesucht hat, seien jedenfalls „große Fußstapfen“, die er füllen müsse. Er verrät auch, dass Sebastian Kurz ab Jänner bei einem „Konzern mit Dependancen in der Schweiz und den USA“ arbeiten wird.
(Bild: Tomschi Peter)
Mahrer schließt Neuwahlen aus Angesprochen auf die Frage, ob er „ein Türkiser oder ein Schwarzer“ sei, entgegnet Mahrer Katia Wagner diplomatisch: „Ich definiere mich nicht über Farben.“ Auch dementiert er Neuwahlgerüchte: „Wir werden bis zum Ende der Legislaturperiode arbeiten.“
Ob er selbst als neuer ÖVP-Wien-Chef auch Spitzenkandidat bei Wahlen in der Bundeshauptstadt sein wird? „Ich bin gekommen, um zu bleiben“, sagt Mahrer.
Den Talk mit Katia Wagner sehen Sie jeden Mittwoch um 20.15 Uhr auf Krone TV. Reden Sie mit und schalten Sie ein!
Katia Wagner diskutiert in der gleichnamigen Sendung jeden Mittwoch mit Gästen aus Politik und Society gesellschaftspolitische Themen, die Österreich bewegen.
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