Chaotische Demos, Drohungen gegen Spitäler und Politiker, dazu kommt Hass im Netz - in Oberösterreich gibt es nun Pfefferspray für Spitalsmitarbeiter: Das versetzt bereits den Verfassungsschutz in Alarmbereitschaft. Aber auch Esoteriker mischen sich unter die Corona-Skeptiker.
Verletzte Polizisten bei den beinahe täglichen Demos. Burschen, die drohen, einen Polizisten anzuzünden. Eine Großfamilie, die randaliert, weil sie eine sterbende Angehörige nur in Kleingruppen im Spital besuchen darf. Immer häufiger zeigen Gegner der Impfung und der Corona-Maßnahmen Gewaltbereitschaft - immer intensiver lassen sie ihrem teils verständlichen Frust im Internet seinen freien Lauf.
Kein neues Phänomen
Unter ihnen befinden sich viele Esoteriker. Kein neues Phänomen für Psychologin Ulrike Schiesser. Sie befasst sich in der Bundesstelle für Sektenfragen intensiv mit der Thematik. Esoteriker hätten das Bedürfnis, ihr Leben zu verstehen. In einer Art Baukastensystem würden sie sich eine eigene Religion basteln. Das „Ich“ steht im Mittelpunkt. „In Wirklichkeit geht es um Selbstoptimierung“, so die Expertin.
Damit passt diese Esoterikwelle auch gut in unsere Zeit. Denn Fakten würden von den Verschwörungstheoretikern einfach nicht ernst genommen.
„Menschen sind überzeugt, dass Impfungen töten“
„Die Bewegung innerhalb der Szene an und für sich ist nicht gewalttätig. Doch die Menschen sind überzeugt, dass Impfungen töten. Sie leiden unter Angst, Panik und Wut und schüren Feindbilder wie Politik, Medien und sogar Spitäler“, so Schiesser. Tatsächlich werden mittlerweile sogar Krankenhäuser belagert. So etwa in Oberösterreich, wo eine türkische Großfamilie nach dem Tod einer Angehörigen die Intensivstation des Spitals von Kirchdorf an der Krems stürmte: Elf tobende Türken machten Ärzte und Pfleger für den Tod der 67-Jährigen verantwortlich.
Um die Mitarbeiter in Krankenhäusern zu schützen, rüstet der Krankenhausbetreiber - die Gesundheitsholding OÖ - das Gesundheitspersonal mit Pfeffersprays aus.
Innenminister warnt auch vor Straftaten im Internet
Sorgen bereitet die Entwicklung auch Neo-Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Für ihn sind Drohungen und Attacken „völlig inakzeptabel“. Die Polizei hat zu Spitälern und Gemeinden Kontakt aufgenommen und Konzepte für den Ernstfall erstellt.
An Hassposter richtet Karner klare Worte: „Auch wenn Straftaten im virtuellen Raum passieren, verfolgen wir sie mit allen Möglichkeiten des Rechtsstaates.“
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