Fordern mehr Schutz

Aggression steigt: Impfstraßen-Ärzte haben Angst

Österreich
09.12.2021 15:11

Ab Anfang Februar gilt in Österreich die Corona-Impfpflicht. Dadurch lassen sich jetzt vermehrt auch Menschen immunisieren, die der Schutzimpfung entgegen der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu deren Nutzen skeptisch oder ablehnend gegenüberstehen. Schon jetzt steige die Aggression, Ärzte in den Impfstraßen werden beschimpft, berichten Mediziner. In Wien sei bei einer Corona-Demonstration sogar versucht worden, eine kleine Impfstelle anzuzünden.

Wegen Sicherheitsbedenken absolvieren Mediziner teilweise keinen Dienst mehr in Impfstraßen, berichtete am Donnerstag das Ö1-„Mittagsjournal“. Man merke, dass die Leute nicht mehr primär aus freien Stücken kommen, die Aggressivität habe sich deutlich erhöht, erzählte dort ein Arzt.

Für die Mediziner sei es auch unangenehm, Menschen ein medizinisches Prozedere angedeihen zu lassen, die das nicht wollen, schilderte der Mediziner. Zeitweise sei die Situation bedrohlich, sagte eine Ärztin dem Journal. Nach der Impfung würden ihr bei manchen Personen die Knie zittern, sie denke sich, „gut, dass der jetzt draußen ist“.


Mediziner fordern Schutz für Impfpersonal
Der interviewte Arzt wird in Impfstraßen keine Dienste mehr verrichten, die Ärztin ist am Überlegen, ob sie unter diesen Bedingungen weitermachen wird. Der Mediziner forderte mehr Schutz für das Personal in Impfstraßen. Dort gebe es kein Sicherheitskonzept, Polizeipräsenz würde man sich wünschen, betonte er gegenüber Ö1.

Bei Demo versucht, Impfstelle anzuzünden
Dass die Aggression zunehme, bestätigt auch der Präsident des Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer. Es gebe viele Wutbürger, die ihre Wut an Leuten auslassen, die überhaupt nichts dafürkönnen, konstatiert er. Auch die Wiener Ärztekammer berichtete von höherer Aggressivität. In der Bundeshauptstadt sei bei einer Corona-Demo sogar versucht worden, eine kleine Impfstelle anzuzünden.

Unterschiedliche Erfahrungen in den Bundesländern
Ein Rundruf der Austria Presse Agentur zeigte unterschiedliche Erfahrungen in den einzelnen Bundesländern. Das „Phänomen“, dass sowohl die Mediziner als auch anderes Personal angepöbelt oder beschimpft werden, sei auch in der Steiermark bekannt, sagt etwa Harald Eitner, zuständig für die steirischen Impf- und Teststraßen. Auch Polizeieinsätze habe es bereits gegeben, Tätlichkeiten seien aber bisher ausgeblieben.

(Bild: APA/EXPA/JFK)

In den Kärntner Impfstraßen kam es laut Landespressesprecher Gerd Kurath bisher zu „keinen gravierenden Vorfällen“. Manche Leute seien zwar unflätig, dies habe auch schon das Rote Kreuz berichtet, aber bis dato habe die Security nicht eingreifen müssen. Auch in Niederösterreichs Impfstraßen sind Security-Mitarbeiter schon längere Zeit präsent.

Täglich Polizeistreifen in Tiroler Impfzentren
In Tirol seien in enger Zusammenarbeit mit der Exekutive Maßnahmen ergriffen worden, um die Sicherheit sowohl für Mitarbeiter als auch für Besucher zu gewährleisten. Zudem würden Impfzentren täglich vonseiten der Polizei bestreift. Das Rote Kreuz Oberösterreich berichtete, dass die Stimmung in den Impfstraßen in den vergangenen Tagen aggressiver geworden sein: „Man spürt, dass das Klima nicht immer freundlich ist.“ Der Umgangston sei „flapsig“, die Leute würden ungeduldiger. Von Übergriffen wisse man aber nichts.

In Salzburg, wo die Impfungen zum Gros von den Hausärzten vorgenommen werden, sei aus den Ordinationen bisher noch nichts von aggressiven Impflingen durchgedrungen, hieß es von der Ärztekammer Salzburg. Auch in den Impfstraßen des Roten Kreuzes in Salzburg habe zuletzt ruhiger Dienstbetrieb geherrscht, sagte Sprecherin Roberta Thanner.

Sicherheitskonzept für Impfstraßen
Im Burgenland laufen derzeit Gespräche für ein Sicherheitskonzept in den Impfstraßen, finale Ergebnisse gebe es aber noch nicht, hieß es vom Koordinationsstab Coronavirus des Landes. Bisher habe es nur wenige Vorfälle gegeben, bei denen das Personal etwa angepöbelt wurde.

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