Angespannt und tückisch: So beschreiben die Experten die Lawinensituation am Wochenende in Tirol. Auch am Freitag wird die Gefahr gebietsweise „groß“ (Stufe 4) bzw. „erheblich“ (Stufe 3) sein. Daran dürfte sich über den Sonntag hinaus wenig ändern. Die Tiroler Bergrettung rät Wintersportlern zu defensivem Verhalten!
Das Außerfern, die Arlbergregion, die Silvretta, der Alpenhauptkamm und die Hohen Tauern in Osttirol stellen weiterhin die Hotspots in Sachen Lawinengefahr dar. „Unser Lawinenbeobachter Adi Kerber in Steeg im Lechtal meldete am Donnerstag 35 Zentimeter Neuschnee im Tal“, staunt Tirols oberster Lawinenwarner Rudi Mair.
Uns bereitet immer noch der schlechte Schneedeckenaufbau aus dem Herbst oberhalb der Waldgrenze Probleme.
Rudi Mair
Da war die Stufe 4 in Teilen des Außerferns am Donnerstag nicht verwunderlich. „Uns bereitet immer noch der schlechte Schneedeckenaufbau aus dem Herbst oberhalb der Waldgrenze Probleme“, weiß Rudi Mair. Nur ein sehr langer, massiver Warmwettereinbruch könnte laut dem Experten diese Altlast beseitigen.
Große Diskrepanz bei den Gefahrenstufen
Kurios: Während die Lawinengefahr am Donnerstag im (Nord)westen „erheblich bis groß“ war, herrschte in den Kitzbüheler Alpen nur Stufe 1 – also „geringe“ Gefahr. „Dort hat es viel weniger geschneit“, erklärt Rudi Mair diese Diskrepanz. Insgesamt sei der Winterstart 2022 extrem ausgefallen.
Und in dieser Tonart geht es auch weiter. Stufe vier im Westen und sonst vielfach abermals Stufe drei ruft der Lawinenwarndienst auch für den heutigen Freitag aus. Es handle sich überdies um einen „heiklen Dreier“.
„Die Lawinenlage ist derzeit wirklich sehr tückisch, wir raten Wintersportlern unbedingt zu einem sehr, sehr defensiven Verhalten“, betont Gregor Franke, Pressereferent der Bergrettung Tirol. „Wer sich nicht wirklich gut auskennt, sollte den gesicherten Skiraum nicht verlassen.“ Das – glimpflich ausgegangene – Lawinenunglück im freien Skiraum am Stubaier Gletscher vor wenigen Tagen stelle ein Warnbeispiel dar. Dazu Franke: „Der Vorfall passierte nämlich nur wenige Meter neben der gesicherten Piste.“
Aus Westen kommt wieder Schneenachschub
Freitagabend erreicht uns laut Meteorologe Michele Salmi vom Wetterdienst Ubimet bereits die nächste Störung aus Westen mit Schneefällen in der folgenden Nacht. Nach einem unbeständigen Samstag und etwas Sonne am Sonntag bringt eine weitere Front Sonntagabend bzw. in der Nacht auf Montag neuerlich Schnee - diesmal bis ins Inntal. Am Montag steigt die Schneefallgrenze aber auf bis zu 1700 Meter, darunter regnet es. Damit ist die Hoffnung auf eine Entspannung der Lawinensituation vorbei.
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