40 Prozent der jungen Erwachsenen kämpfen in der Pandemie mit Depressionen. Das - und mehr - fand eine Grazer Familienstudie heraus. Das Jugendamt verzeichnet mehr Anfragen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Grazer Familien in der Pandemie? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine große Studie, die nun präsentiert wurde. „Wir haben über zweieinhalb Monate hinweg 1500 Personen befragt“, erklärt Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP). Durchgeführt wurde die Studie von Paul Jimenez, Psychologe an der Uni Graz. Die erschreckendste Erkenntnis: „41 Prozent der befragten Jugendlichen berichten von Depressionen, 43 Prozent von Angst.“ Zum Vergleich: Bei den Erwachsenen sind weniger als 20 Prozent betroffen. „Das sind Werte, die man durchaus kritisch sehen muss. Wir Erwachsene haben eine Verantwortung gegenüber den Jugendlichen. Wir sollten Stabilität vermitteln“, sagt der Studienautor. Die Hälfte der Jungen gibt außerdem an, sich um die Zukunft zu sorgen.
Teenager brauchen ihre Freunde dringend
Insgesamt scheinen die Grazer Jugendlichen aber doch halbwegs gut mit der Situation zurecht zu kommen. Nur elf Prozent sagen, es ginge ihnen schlecht oder sehr schlecht. „Je älter die Jugendlichen sind, desto wichtiger ist die Unterstützung durch Freunde – auch auf sozialen Medien, die nicht nur negativ zu sehen sind“, sagt Paul Jimenez.
Den jüngeren Kindern fehlen vor allem Kontakte zu anderen, Bewegung und Sport sowie fixe Tagesstrukturen. „Das wünschen sich fast alle Eltern für ihre Kleinen“, berichtet der Studienautor. 86 Prozent geben an, dass sich ihr Kind auf Unterricht in der Schule freue. Und 60 Prozent der Eltern haben das durchaus nachvollziehbare Gefühl, dass „die Pandemie kein Ende nimmt“.
Doppelt so viele Betretungsverbote
Die Meldungen beim Grazer Jugendamt, die eine außenstehende Person über eine Familie macht, haben sich durch die Pandemie kaum verändert. Allerdings erhält das Amt jedes mal eine Meldung, wenn ein Betretungsverbot ausgesprochen wird – das passiert etwa bei Gewalt in der Familie. „Und da bemerken wir beinahe eine Verdoppelung. Vor zwei Jahren hatten wir etwa hundert solcher Meldungen, vergangenes Jahr waren es 150, jetzt sind es schon 194“, sagt Leiterin Ingrid Krammer. Deswegen sei es wichtig, sich Hilfe zu holen „sobald man eine Frage hat, die man selbst nicht beantworten kann. Das geht auch anonym.“
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