AKH-Intensivmediziner:

„Zwei Drittel sterben derzeit auf Normalstation“

Österreich
11.12.2021 06:00

Thomas Staudinger, Leiter der Intensivstationen am AKH, im Gespräch mit krone.tv zur aktuellen Lage. Die Corona-Patienten sind zum allergrößten Teil nicht geimpft - und gehören einer jüngeren Altersklasse an. Zwei Drittel all jener, bei denen die Therapiemaßnahmen nicht mehr greifen, versterben in seinem Spital derzeit auf der Normalstation.

krone.tv: Herr Dr. Staudinger, wie stellt sich die Situation für Sie und Ihr Personal in den letzten Tagen dar?
Thomas Staudinger: Die letzten Tage sind, so wie auch schon die vergangenen Wochen und Monate davor, konstant gleichbleibend. Alleine im AKH sind derzeit drei der zwölf Intensivstationen mit Corona-Patienten belegt, die wir dann aber für die anderen Patienten verlieren. Zwar gibt es hier noch Kapazitäten, aber jedes freie Bett wird sofort wieder nachbelegt und stellt uns jeden Tag vor eine ziemliche Herausforderung. Der Schub an neuen Patienten betrifft momentan eher die Normalstationen.

Thomas Staudinger, Intensivmediziner AKH Wien (Bild: krone.tv)
Thomas Staudinger, Intensivmediziner AKH Wien

Sind die Patienten, die auf Ihren Stationen liegen, geimpft oder ungeimpft?
Der Großteil der Patienten ist nicht geimpft. Lediglich zehn Prozent der Intensivpatienten haben die Impfung. Die meisten der Patienten im AKH sind aktuell zwischen 35 und 65 Jahre alt. Also deutlich die jüngere Altersklasse. Bei den Kranken mit Impfdurchbrüchen sind es meistens noch Begleiterkrankungen und ein geschwächtes Immunsystem, das hier hinzukommt. Aber zwei Drittel aller Patienten, bei denen die Therapiemaßnahmen nicht mehr greifen, versterben derzeit auf der Normalstation.

Wie ist die momentane Personalsituation?
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind momentan absolut am Limit und ausgelaugt. Der Energieverlust macht sich mittlerweile auch durch eine Häufung von Krankenständen bemerkbar. Wir steuern hier gerade auf ein massives Problem zu, gerade in der Intensivmedizin und in der Pflege bemerken wir das natürlich sehr stark.

17 Prozent aller hospitalisieren Erkrankten überlebten nicht
Mehr als 13.000 Covid-19-Patienten sind seit Pandemiebeginn in Österreich bereits gestorben. Eine aktualisierte Auswertung der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) - allerdings Stand Ende Oktober - zeigt, dass der Großteil der Infizierten auf Normalstationen starb. Rund 17 Prozent aller hospitalisieren Erkrankten überlebten nicht. Von allen Verstorbenen bis Ende Oktober wurden 54 Prozent ausschließlich auf Normalstationen gepflegt. 31 Prozent der Opfer wurden auf Intensivstationen (ICU) versorgt. Die restlichen 15 Prozent der Coronavirus-Erkrankten starben außerhalb von Krankenanstalten.

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