Blutgerinnsel - auch als Thromboembolien bekannt - sind ein Grund für viele Skeptiker, sich nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Während sie jedoch nach der Impfung nur äußerst selten vorkommen, zählen sie während einer Covid-19-Erkrankung zu den gefährlichsten Komplikationen. Auf den Intensivstationen ist schließlich jede dritte Person davon betroffen. Wie eine internationale Studie mit Grazer Beteiligung nun herausfand, bleiben Thromben bei Patienten nach einer SARS-CoV-2-Infektion besonders dicht und lange Zeit stabil.
„Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann nicht nur aufgrund einer schweren Lungenentzündung mit akutem Lungenversagen tödlich verlaufen. Die Erkrankung ist auch in hohem Maße mit einer gesteigerten Gerinnselbildung und damit einhergehenden thromboembolischen Komplikationen verbunden, was oft mit dem Tod der Patientinnen und Patienten endet. Dies äußert sich unter anderem durch die Entwicklung einer Lungenembolie, eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts bis hin zum Multiorganversagen in Verbindung mit einem Covid-19 Krankheitsbild. Die intensivmedizinische Behandlung wird dann nicht nur wegen der Ursprungsinfektion, sondern zusätzlich wegen der Thrombose nötig“, schrieb jetzt die Universität Gießen in Deutschland.
Jeder dritte Intensivpatient betroffen
Der Zusammenhang zwischen SARS-CoV2-Infektionen und Thrombosen sowie Embolien ist jedenfalls signifikant, so die Wissenschaftler. Unter den Autoren sind auch drei Forscher aus Graz, darunter Anna Birnhuber vom Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung, sowie zwei Experten der MedUni Graz. „Venöse Thromoboembolien - einschließlich tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien - treten bei bis zu jeder dritten SARS-CoV2-infizierten Person in der Intensivstation auf, selbst wenn eine prophylaktische Antikoagulation (Hemmung der Blutgerinnung Anm.) angewandt wurde“, stellten die Experten fest.
Laut einer Studie der Uni Oxford ist das Risiko für seltene Hirnvenenthrombosen nach einer Covid-19-Erkrankung etwa 100-mal höher als normalerweise
Starke Auswirkung auf Blutgerinnung
Eine Infektion mit dem Coronavirus führt aus medizinischer Sicht nicht nur zu einer generalisierten Entzündung im Körper, sondern auch zu einer Überreaktion weiterer Abwehrmechanismen, darunter auch des Blutgerinnungssystems. So wurde schon zu Beginn der Covid-19-Pandemie in klinischen Studien berichtet, dass erhöhte Spiegel des Gerinnungsproteins Fibrinogen und weiterer spezifischer Thrombose-Biomarker im Blut der Infizierten nachweisbar waren, was auf eine gesteigerte Aktivierung der Blutgerinnung hinwies. Covid-19-Patientinnen und -Patienten werden routinemäßig auch auf Gerinnungsmarker im Blut untersucht.
Gerinnsel bei Covid viel effektiver
Hier setzte das internationale Forscherteam an. Die Wissenschaftler analysierten die Gerinnungsparameter, die Struktur der gebildeten Fibrin-Thromben (Blutgerinnsel) und die Gerinnbarkeit im Blutplasma bei Covid-19 oder im Rahmen einer Influenza-Erkrankung. Die Untersuchungen, unter anderem mit dem Elektronenmikroskop, zeigten, dass Blutgerinnsel von Covid-19-Patientinnen und -Patienten viel effektiver gebildet wurden und ein dichteres und stabileres Gerinnsel-Netzwerk aufwiesen als solche von Influenza-Patienten oder von Angehörigen einer sonst gesunden Kontrollgruppe.
Die Corona-Blutgerinnsel waren auch resistenter gegenüber einer versuchten Auflösung (Fibrinolyse). Offenbar treten im Rahmen von Covid-19 im Blut Faktoren auf, welche eine Auflösung der Gerinnsel verhindern. Zusätzlich fanden die Wissenschaftler im Lungengewebe von verstorbenen Corona-Patientinnen und -Patienten massive Thrombus-Ablagerungen in Gefäßen und Lungenbläschen.
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