Tests enorm wichtig

Experte: Impfen allein reicht nicht gegen Omikron

Wissenschaft
14.12.2021 06:55

Damit Geschäfte, Friseure und Restaurants auch im Jänner noch offen bleiben können, heißt es in den nächsten Wochen Bewusstsein für die Omikron-Variante zu schaffen. Thomas Czypionka, Gesundheitsexperte vom Institut für Höhere Studien (IHS), plädiert dafür, sich im Kampf gegen das Virus auf die Grundregeln wie Abstand halten zu besinnen - und die PCR-Testinfrastruktur auszuweiten. Denn bei Omikron brauche es sowohl die Impfung als auch Tests, um die Wirtschaft offen halten zu können.

Dies bedeute, dass sich auch geimpfte und genesene Menschen regelmäßig testen werden müssen. „Wir müssen alles tun, um die Kurve flach zu halten und uns so Zeit erkaufen, bis uns die Saisonalität im Frühling wieder in die Hände spielt“, sagte Czypionka.

Variante breitet sich viel schneller aus
Schon jetzt sei bei der Omikron-Mutation klar, dass sie sich viel schneller ausbreite als die Varianten zuvor. Das habe zwei Gründe, so Czypionka. Einerseits übertrage es sich leichter, andererseits umgehe sie den Immunschutz, weshalb auch Geimpfte und Genesene wieder empfänglich für eine Ansteckung sind. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass es weniger schwere Verläufe gibt, droht allein durch die hohe Übertragbarkeit wieder eine Überlastung der Spitäler.

Thomas Czypionka, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie am IHS (Bild: IHS)
Thomas Czypionka, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie am IHS

Um ohne neuerlichen Lockdown durch den Winter zu kommen, müsse jeder Einzelne dazu beitragen. Ähnlich wie bei mehreren Scheiben Schweizer Käse brauche es in der Pandemiebekämpfung mehrere Schutzebenen, die in Summe Infektionen vermeiden. Es gelte, die in der ersten Welle gelernten Tugenden - Abstand halten, Hände waschen, FFP2-Maske tragen in geschlossenen Räumen, Dauerlüften, Kontakte reduzieren - nochmals anzuwenden. Dazu gehöre es auch, die Regeln ernsthaft umzusetzen. Die Politik müsse die Zeit bis Jänner nützen, dies zu vermitteln.

Impfung schützt bei Omikron deutlich weniger
Die Annahme, man lasse sich impfen und dann sei es erledigt, habe sich, so Czypionka im Gespräch mit der APA, schon bei Delta als falsch herausgestellt und treffe auf Omikron noch viel weniger zu. Die Impfung biete bei der neuen Virusvariante selbst nach der Auffrischungsdosis deutlicher weniger Schutz vor der Weitergabe des Virus an andere Mitmenschen. Deshalb werden die PCR-Tests, zusätzlich zur Impfung, an Bedeutung gewinnen, um das öffentliche Leben aufrechterhalten zu können, prognostiziert der Experte. Es sei wichtig, nun die PCR-Testinfrastruktur auszuweiten und 2G-plus vorzubereiten.

Selbst wenn sich damit ein weiterer Lockdown nicht verhindern lassen sollte, bedeute es, dass „jede Woche, die wir gewinnen, der Lockdown weniger lang dauert“. Aus Czypionkas Sicht wird eine an Omikron angepasste Impfung in diesem Winter jedenfalls nicht mehr helfen. Selbst im Frühjahr, wenn die Impfstoff-Dosen produziert und ausgeliefert sind, werde es dauern, bis sie in ausreichender Zahl verimpft sind.

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