Er bekam nicht lebenslang. „Nur“ 20 Jahre Haft in der berüchtigten Justizanstalt Stein, nachdem er seine halbe Familie in Strasshof (Niederösterreich) ausgelöscht hatte. Seit Dienstag ist der 80-Jährige wieder frei.
Es war der 1. Juli 2007. Ein Sommertag, der es in sich hatte. Es war heiß. Der „Einsatzort“ war Strasshof in Niederösterreich. Eine Ortschaft, die bereits traurige Berühmtheit erlangt hatte. Natascha Kampusch war hier in einem Kellerverlies versteckt. An jenem Tag freilich nicht mehr - doch sollte Strasshof einmal mehr in die Schlagzeilen geraten. Vier Menschen wurden erschossen, regelrecht hingerichtet. Franz P. (Name geändert) griff zur Waffe, tötete seine Schwester Anna, Bruder Franz und die Ehepartner seiner beiden Geschwister – die „Krone“ berichtete damals ausführlich.
Verhaftung am Campingplatz
Es war still an diesem 1. Juli 2007 - als würde die Zeit stillstehen. Und das, obwohl Spezialeinheiten der Polizei Haus um Haus stürmten und auf der Suche nach dem (damals noch unbekannten) Täter durchforsteten. P. war damals bereits 68 Jahre alt.
Sechs Wochen lang konnte er nach dem Massaker untertauchen. Doch dann zogen die Spezialisten der Mordkommission des NÖ Landeskriminalamtes die Trumpf-Karte und schlugen zu. Franz P. wurde auf einem Campingplatz im Waldviertel verhaftet.
Wir konnten vor Gericht vermitteln, dass er immer ein toller Vater war, der für seine drei Töchter gelebt hat. Dann haben ihn Verwandte öffentlich als Kinderschänder verleumdet.
Ein Anwalt des Täters
„Ich bereue nichts“
Was folgte, war ein ungewöhnlicher Prozess für einen Vierfach-Mörder. „Ich bereue nichts, jetzt schlafe ich besser.“ Das waren die Worte des Angeklagten vor dem Richter in Korneuburg. Lebenslang bekam er beim Prozess im Jahr 2008 trotz der vier Toten nicht. Dafür 20 Jahre Haft im Hochsicherheitstrakt der Justizanstalt Krems-Stein.
„Würde gerne mit ihm auf ein Bier gehen“
Am Dienstag hat er seine Zelle in der Justizanstalt Stein verlassen - wegen guter Führung. 13 statt 20 Jahre für vier Menschenleben. Nennen wir es einfach Weihnachtsamnestie. Über die Entlassung seines ehemaligen Mandanten sprach die „Krone“ auch mit dessen Anwalt Rudolf Mayer. Dieser würde mit dem Vierfachmörder nach seiner Entlassung „gerne auf ein Bier gehen“.
Skurriles Detail am Rande: P. hatte damals einen Komplizen, es war ein entfernter Verwandter. Auch er musste ins Gefängnis, weil er zu viel wusste - er war Beitragstäter. Zwölf Jahre Haft, ganz ohne Blut an den Händen gehabt zu haben.
Wie auch immer. Franz P. ist mittlerweile 80 Jahre alt. Am 19. November feierte er in seiner Zelle seinen „Runden“. Vielleicht hat er sich zurückerinnert. An die Zeit, in der er als Pensionist mit 800 Euro Rente auskommen musste, von seiner Schwester aus der Wohnung delogiert und der Schändung ihrer Töchter bezichtigt wurde. Eine Verleumdung, die blutig endete.
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