Vier Menschen wurden im Jahr 2007 in Strasshof (Niederösterreich) erschossen, regelrecht hingerichtet. Franz P. (Name geändert) griff zur Waffe, tötete seine Schwester Anna, Bruder Franz und die Ehepartner seiner beiden Geschwister. Seit Dienstag ist er nach 13 Jahren wegen guter Führung vorzeitig frei. Über die Entlassung seines ehemaligen Mandanten sprach die „Krone“ mit dessen Anwalt Rudolf Mayer ...
„Krone“: Herr Dr. Mayer, ein Vierfachmörder bekam nur 20 Jahre aufgebrummt und ist nach zwei Dritteln der verhängten Haftstrafe wieder ein freier Mann. Für Sie ein Riesenerfolg - wie war die Verteidigung aufgebaut?
Rudolf Mayer: Es ist letztlich gelungen, die Schuld des Mandanten so darzustellen, wie sie wirklich war - nämlich aufgrund der erlittenen Kränkungen gering. Das haben die Laienrichter auch so gesehen. Und zwar völlig zu Recht.
Was war er eigentlich für ein Mensch? Damals, als Sie seinen Fall übernahmen.
Man würde nie glauben, dass er dazu imstande gewesen wäre. Es hat einfach nicht zu ihm gepasst, er war zuvor völlig unbescholten. Aber er wurde von den späteren Opfern als Kinderschänder diffamiert, sie wollten ihn aus der Wohnung raushaben – die Kränkungen waren zu groß. Und fast blind war er schon seinerzeit.
Hatten Sie während der Haftzeit Kontakt?
Er hat mir immer wieder geschrieben, und ich habe mich aufgrund seiner Augenprobleme um Untersuchungen und andere Angelegenheiten gekümmert. Also Kontakt war da.
Ihr prominenter Mandant ist jetzt wieder ein freier Mann. Werden Sie mit ihm auf ein Bier gehen?
Ja, das würde ich gerne. Mich interessiert, was er im Gefängnis so erlebt hat, wie es ihm ergangen ist. Und ich bin mir sicher, dass er keiner Fliege auch nur ein Haar krümmen wird
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