Grafikkarten und Spielkonsolen gibt es derzeit nur zu Wucherpreisen, Smartphone-Hersteller bekommen nicht genug Prozessoren, Autokonzerne müssen ihre Produktion drosseln: Der Mangel an Halbleiterprodukten zieht einen Rattenschwanz negativer Konsequenzen nach sich und könnte nun auch noch zu einer Display-Knappheit und teureren Fernsehern führen.
Das berichtet Golem.de in einer Analyse des Marktes für sogenannte Bildschirmtreiber: Dabei handelt es sich nicht um Betriebssoftware, die auch als Treiber bekannt ist, sondern um an sich recht günstige Halbleiter-Massenware, die in PC-Monitoren, Laptops, Smartphones, Mobilkonsolen, Tablets, aber auch in digitalen Auto-Armaturenbrettern oder teurer Medizintechnik dafür sorgt, dass am Bildschirm auch ein Bild erscheint. Die Produktkategorie nennt sich Display Driver Integrated Circuits (DDICs) und wurde in den letzten Jahren kaum beachtet.
Der Grund: Es handelt sich um recht unkomplizierte Halbleiter, die es im Überfluss gab. Die Hersteller hatten volle Lager, die Preise waren gering, die Fertigungskapazitäten reichten aus - sowohl bei Bildschirmtreibern für LCD-Technik, als auch bei Lösungen für selbstleuchtende OLED-Bildschirme.
Corona sorgte für enormes Nachfrageplus
Dann kam Corona und die Hersteller von DDICs sahen sich mit wachsender Nachfrage konfrontiert: Die Konsumenten kauften im großen Stil Technik für die Heimarbeit, rüsteten im Lockdown ihre Fenster zur Welt - die Fernseher - auf, die großen Elektronikkonzerne hamsterten DDIC-Schaltungen, um ihre Produktion aufrechterhalten zu können.
Schrieben Hersteller von DDICs vor der Krise nur bescheidene Gewinne, meldete zuletzt etwa der Hersteller I.X. Semicon einen Gewinnanstieg von 166,1 Prozent. Vor allem Hersteller teurer Produkte - Autos, Profi-Technik für Forschung und Medizin - waren bereit, höhere Preise zu zahlen, um nicht Opfer eines Engpasses zu werden.
Fertiger konzentrieren sich auf Hightech-Chips
Gleichzeitig sind die Fertigungskapazitäten ausgeschöpft: Die großen Chipfertiger investieren schon länger vor allem in Hightech-Fabriken, die ultrafeine Chips der 7- oder 5-Nanometer-Klasse produzieren. Fabriken für 17- oder 40-Nanometer-Schaltungen wie DDICs werden derweil kaum erweitert. Obwohl die Nachfrage steigt, bleibt die Produktion konstant.
Bleibt die Situation am Markt, wie sie ist und drückt nicht etwa ein Konjunktureinbruch auf die Nachfrage, droht der Analyse zufolge ein Mangel und damit einhergehend könnten die Preise für viele Geräte mit Bildschirm - vom Smartphone bis zum Fernseher - steigen. Beim Technologiemagazin „Wired“ warnte man in diesem Zusammenhang bereits vor Monaten, dass beispielsweise die Preise für Oberklassefernseher um bis zu ein Drittel steigen könnten. Auch PC-Monitore könnten teurer werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.