Ein Brief von Ärzten an den Kammerpräsidenten Thomas Szekeres sorgt für Aufsehen. In dem Schreiben, an dem auch Salzburger Mediziner beteiligt waren, wird Stimmung gegen die Impfung und die Linie der Ärztekammer gemacht. Letztere wie Experten halten dagegen. Für beteiligte Schulärzte hatte die Unterzeichnung des Schriftstücks bereits Konsequenzen, wie die Bildungsdirektion auf „Krone“-Anfrage mitteilte. In einem Faktencheck stellt die „Krone“ die Behauptungen der Mediziner auf den Prüfstand.
„Die Aussagen der Herrschaften sind schlichtweg falsch“, das ist die Reaktion von Salzburgs Pandemie-Experten Richard Greil auf einen offenen Brief, der von einigen seiner Standeskollegen an den Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer gerichtet wurde.
Darin bezeichnen sie beispielsweise Werbung für die Impfung als „menschenverachtende und populistische Propaganda“. Unter ihnen sind auch 33 Mediziner aus Salzburg – hauptsächlich Gynäkologen, Zahnärzte und Allgemeinmediziner.
Wir halten den Brief für in der Sache nicht hilfreich.
Salzburgs Ärztekammerpräsident Karl Forstner
Argumentation passt nicht zu den zitierten Studien
Im Schreiben bringen die Ärzte vermeintliche Argumente gegen die Corona-Impfung vor, die sie mit Studien belegen. Der Haken: Die angeführten Studien gibt es zwar, doch belegen sie die Thesen der Mediziner nicht – vielmehr widersprechen sie der Argumentation der beteiligten Ärzte in vielen Fällen.
In der Salzburger Ärztekammer, Vertretung und Disziplinarkammer für rund 3300 Ärzte im Bundesland, ist man über den offenen Brief erstaunt. „Wir halten den Brief für in der Sache nicht hilfreich“, erklärt Präsident Karl Forstner.
Die Wissenschaftsauslegung sei zu hinterfragen. Eine Antwort auf das Schreiben wird von Experten kommen. „Disziplinarrechtlich haben wir keine Handhabe, solange nicht bei der Patientenbehandlung etwas unterlassen oder falsch behandelt wird.“
Unter den Medizinern befinden sich auch Ärzte in einem aufrechten Dienstverhältnis zu Land, Bund oder Krankenhäusern. Drei beteiligte Schulärzte, darunter die Landesschulärztin, wurden von Bildungsdirektor Rudolf Mair bis zur Klärung des Sachverhalts dienstfrei gestellt.
Wir verzichten mit sofortiger Wirkung und bis zur Klärung des Sachverhalts durch Experten auf die Dienstleistung der betroffenen Schulärzte. Es liegt der Verdacht nahe, dass hier Interessen des Bundes untergraben werden.
Salzburgs Bildungsdirektor Rudolf Mair
DER FAKTENCHECK ZU DEN BEHAUPTUNGEN:
Wenn es um die viel diskutierte Corona-Impfung geht, wird so mancher Salzburger spontan zum Virologen. Dementsprechend viele Unwahrheiten über Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Immunisierung stehen zurzeit im Raum. Das führt zweifelsfrei zu Verwirrung, Angst und Unsicherheit. Im „Krone Salzburg“-Faktencheck werden Aussagen auf ihre Richtigkeit geprüft - der Mediziner und Virus-Experte Richard Greil stand Rede und Antwort.
Die Aussagen der Herrschaften sind schlichtweg falsch!
Salzburgs Virus-Experte Professor Richard Greil
Behauptung aus dem offenen Brief: „Die Covid-Impfung verliert nach wenigen Monaten ihre Wirkung.“
Virus-Experte Richard Greil: Wie bei allen Impfungen lässt der Schutz mit der Zeit nach. Durch die Drittimpfung kann die Anzahl der Antikörper aber verzehnfacht oder sogar verhundertfacht werden. So werden schwere Verläufe seltener und der Impfschutz bleibt aufrecht.
Behauptung aus dem offenen Brief: „Ob die Impfung gegen Omikron hilft, ist unbekannt.“
Greil: Noch weiß man nicht sehr viel über die neue Variante. Trotzdem ist jetzt schon klar, dass die dreimal Geimpften auch einen gewissen Schutz gegen die neue Virusvariante aufbauen. Er ist nicht so stark wie gegen die vorherigen Varianten, aber vorhanden.
Behauptung aus dem offenen Brief: „Bei den Covid-Impfungen gibt es viel zu viele Nebenwirkungen.“
Greil: Impfreaktionen wie Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen zeigen, dass das Immunsystem arbeitet - und gerade Antikörper aufbaut. Das dauert jedoch maximal ein paar Tage an. Gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen treten nur im absoluten Ausnahmefall auf.
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