Bundeskanzler Nehammer hat sich klar hinter das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 gestellt: Es sei fertig, solle daher auch in Betrieb gehen - und solle vor allem aus der Politik herausgehalten werden.
Das klingt logisch, ist doch Österreich über die OMV ein Teilhaber von Nord Stream 2. Das Projekt aber aus der Politik herauszuhalten ist schlicht unmöglich. Die Pipeline wurde zum gordischen Knoten der Ost-West-Spannungen.
Sollte jetzt in der Ukraine etwas passieren, ist Nord Stream 2 tot. Dafür würde allein schon die Front der Gegner dieses Projekts sorgen: die deutschen Grünen, die EU in Brüssel, Polen, die Ukraine und letztlich der US-Kongress.
Nochmals: Sollte in der Ukraine etwas passieren, wird Nord Stream 2 zur Vergeltungswaffe in einer Schlacht gewaltiger Sanktionen und Gegensanktionen. Das könnte dann erstmals zum Totalausfall der russischen Erdgaslieferungen führen. Die Versorgung Europas durch die Sowjetunion hatte selbst in den Höhepunkten des Kalten Krieges über ein halbes Jahrhundert klaglos funktioniert. Das war einmal.
Nord Stream 2 ist ein unglückliches Projekt: eigentlich nicht mehr notwendig, weil die Zeit darüber hinweggegangen ist. Erdgas ist als Energieträger ein Auslaufmodell. Nun liegt die Pipeline da - in einem Minenfeld. Wenn Kanzler Nehammer das Projekt retten will, dann sollte er bei Putin in Moskau für eine Entschärfung der Krise intervenieren.
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