Fragwürdige „Experten“

Ärzte gegen Impfung: Kliniken distanzieren sich

Coronavirus
16.12.2021 10:55

Knapp 200 Ärzte aus ganz Österreich haben sich in einem offenen Brief gegen die derzeit in der Corona-Pandemie breit eingesetzte mRNA-Impfung ausgesprochen. Begründet wird diese Haltung durch verdrehte Fakten, Halbwahrheiten oder schlicht auch Falschinformationen. Renommierte Kliniken distanzieren sich nun klar von den Aussagen dieser Ärzte. Doch wer sind diese Mediziner, die sich so offen gegen die Erkenntnisse der seriösen Wissenschaft stellen? krone.at hat die Liste unter die Lupe genommen.

In dem am Dienstag verbreiteten offenen Brief wird die vierte Corona-Welle als „Welle der Geimpften“ bezeichnet. In Krankenhäusern und auf den Intensivstationen würden überwiegend Geimpfte liegen. Auf den derzeit gerne begangenen Prävalenzfehler (siehe unten) wird dabei keine Rücksicht genommen. Ärztekammer Präsident Thomas Szekeres sei ein „radikaler Impfschäden-Leugner“, ist etwa auch in dem Brief zu lesen.

Molekularbiologe Martin Moder erklärt den Prävalenzfehler:

Initiator dieses Briefes ist ein gewisser Univ.-Prof. Dr. Andreas S. vom Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität Wien. Die medizinische Hochschule distanziert sich klar von den Äußerungen des Arztes. Andreas S. sei „weder Experte auf dem Gebiet der Biologie, Diagnose oder Therapie von Viruserkrankungen“. Mittlerweile beendete die MedUni das Dienstverhältnis mit dem Arzt. Er wurde noch am Donnerstag freigestellt, seine Kündigung werde mit dem 1. März 2022 in Kraft treten.

Die Gründe für die Kündigung seien aber nicht seine Aussagen. Für diese gelte wie bisher auch die Freiheit der Wissenschaft, hielt man an der Uni fest. S. habe sich aber nicht an die Corona-Vorgaben gehalten und offenbar auch Studierende aufgefordert, diese zu ignorieren. Darüber hinaus seien Weisungen nicht befolgt worden.

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Andreas S. ist weder Experte auf dem Gebiet der Biologie, Diagnose oder Therapie von Viruserkrankungen noch Leiter einer Organisationseinheit oder „Vorstand“ an der Universität.

Statement der MedUni Wien

Allgemeinmediziner, Augenärzte, Gynäkologen
Experten der relevanten Fachgebiete fehlen auch sonst auf der Liste. Der Großteil der Unterstützer sind Allgemeinmediziner (insgesamt 110). Die meisten davon führen ihre eigenen Ordinationen. Außerdem tummeln sich 15 Zahnärzte, acht Gynäkologen und sechs Augenärzte unter den Skeptikern. Zudem findet man einige Homöopathen, etwa Experten für Misteltherapie. So manch gelisteter Mediziner befindet sich bereits im Ruhestand.

Ein paar der Ärzte pflegen aber auch ein aufrechtes Dienstverhältnis zu Kliniken. Und die sind von den Alleingängen ihrer Mediziner nicht gerade begeistert - betonen aber allesamt das Recht auf freie Meinungsäußerung. 

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Wir möchten festhalten, dass es im Wissenschaftsbetrieb grundsätzlich der akademischen Freiheit entspricht, dass einzelne WissenschafterInnen persönliche Meinungen artikulieren.

MedUni Wien

„Private Meinung“
Zwei Ärztinnen, die sich dem Impfskeptiker-Brief angeschlossen haben, sind etwa im Landesklinikum Wiener Neustadt tätig, eine davon sogar als Oberärztin in der Chirurgie. „Bei den Ärztinnen handelt es sich hierbei um ihre private Meinung. Sie kümmern sich in ihrer Dienstzeit mit vollem Einsatz um die Patientinnen und Patienten“, heißt es dazu aus der niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur.

Auch für das Linzer Kepler Universitätsklinikum arbeitet eine Oberärztin, die sich nun offen gegen die mRNA-Impfung ausspricht. „Die Klinikleitung hatte keine Kenntnis von der Unterstützung durch Frau Dr. G. Dies fällt jedoch unter freie Meinungsäußerung“, so Sprecherin Brigitte Buberl.

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Sie sprechen als Privatpersonen und nicht für unsere Klinik. Wir distanzieren uns jedenfalls klar von diesen Aussagen!

Harald Mühlbacher von der Privatklinik Wehrle-Diakonissen

„Aussage entspricht nicht dem Standpunkt der Klinik“
„Die Aussage der beiden Ärzt*innen entspricht definitiv nicht dem Standpunkt unserer Klinik und war daher natürlich auch nicht mit uns abgestimmt! Sie sprechen als Privatpersonen und nicht für unsere Klinik. Wir distanzieren uns jedenfalls klar von diesen Aussagen!“, betont Harald Mühlbacher, ärztlicher Direktor der Salzburger Privatklinik Wehrle-Diakonissen, als er durch krone.at von der Beteiligung zweier Ärzte, die in der Klinik tätig sind, erfuhr.

„Nicht glücklich“ ist auch Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landesklinikum, über die Beteiligung eines Anästhesisten aus seinem Spital. „Aber da es seine Meinung ist, hat es keine Konsequenzen“, so Sungler. 

Konsequenzen hat der öffentliche Einsatz gegen die Corona-Impfung hingegen bereits für drei Schulärzte in Salzburg: Diese wurden vom Bildungsdirektor Rudolf Mair vorübergehend dienstfrei gestellt.

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