Wir fahren mit und hören zu. Krone-Reporter Robert Fröwein setzt sich auf die Taxi- oder Uber-Rückbank und spricht mit den Fahrern über ihr Leben, ihre Sorgen, ihre Ängste. Menschliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.
Ein nebeliger Dezembermontag, frühmorgens um 4.30 Uhr. Der freundliche und putzmuntere Mario durchbricht meine tageszeitabhängige Stille mit einer lächelnden Begrüßung. Für mich geht es dienstlich nach Stockholm, für den sympathischen Wiener mit mir nach Schwechat. Mittlerweile hat er wieder zehn bis zwölf Fahrten pro Tag, womit sich Miete und Lebensunterhalt bezahlen lassen. Keine Selbstverständlichkeit!
Schwere Einbußen
In den harten Lockdown-Monaten 2020 und 2021 fuhr er oft nur zweimal, manchmal auch gar nicht zwischen Stadt und Flughafen hin und her. „Als Selbstständiger war es wirklich schwierig. Es gab viele Geschäftsreisende, aber die haben fast alle ihre Stammfahrer. Und meine Stammfahrer haben zu einem großen Teil aufgehört zu fliegen.“
Der ohnehin heftige Konkurrenzkampf der Flughafentransportdienste spitzte sich in der Krisenzeit zu und Mario streitet nicht ab, dass er zum Überleben am Fiskus vorbeigearbeitet hat. „Ich bin in der Stadt schwarzgefahren und habe bei den Finanzen getrickst. Wie hätte ich das sonst überstehen sollen?“
Schock lass nach
Der zweifache Familienvater fühlte sich ohnmächtig und bekam zunehmend Existenzängste. „Es kann jederzeit wieder etwas sein. Jetzt ist die nächste Corona-Variante im Anmarsch und wir werden wieder alles zumachen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Einen so großen Schock wiebei den ersten Lockdowns wird er schon rein aus der Erfahrung heraus nicht mehr erleiden.
„Man gewöhnt sich an alles. Ich habe über den Sommer gespart und Geld zurückgelegt.“ Um 5.04 Uhr kommen wir am Flughafen an. Mario hat es eilig. „Der nächste Kunde wartet schon.“ Zum Glück für ihn. Die Chance, dass die Flugfrequenzen wieder stark zurückgehen, ist dank aktueller Omikron-Vorhersagen sehr groß...
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