Als die Preise wieder laufen lernten ...
Ja, das waren halt noch Zeiten: 1975 lag die Inflationsrate bei 7,5 Prozent, und für das Ersparte konnte man mit schönen Zinsen rechnen. Die waren zwar nicht so hoch wie die Teuerungsrate, aber es nährte doch das Gefühl, für das Sparen belohnt zu werden.
Und heute? Da ist das Szenario völlig anders: Noch im Februar dieses Jahres lag die Inflationsrate bei 0,8 Prozent, dann freilich schoss sie - befeuert durch die explodierenden Energiepreise - hoch. Jetzt erreichte sie im November mit 4,3 Prozent den höchsten Stand seit dreißig Jahren. Und die Sparzinsen? Da müssen Sie sich eine Lupe ausborgen, so klein sind die. Ein Tipp: Wenn Sie bei so um die null Prozent nachschauen, liegen Sie richtig.
Jahrelang haben uns die Notenbanken, allen voran die Europäische Zentralbank, mit dem Argument einzulullen versucht, dass die Inflation ganz, ganz niedrig bleiben würde. Und als sie dann doch stieg? Da hieß es: Das sei nur vorübergehend. Und als die Preise doch wieder laufen lernten und weiter stiegen, mussten sie reagieren. Als Erste erhöhten die USA den Leitzinssatz um 0,25 Prozent, die EZB will weiter bei frostigen null Prozent bleiben.
Damit steuern wir auf eine Dilemma-Situation zu: Durch die Verteuerung der Energie, durch die höheren Lohnrunden, durch die Preissprünge bei vielen Rohstoffen und wegen unterbrochener Lieferketten wird das Inflationsgespenst nicht verschwinden. Warum die Zinsen dann so niedrig bleiben? Weil sich die meisten Staaten keine höheren Zinsen bei ihren Rekordschulden leisten könnten.
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