Mit Omikron erreicht die Pandemie eine neue Ebene. Um dem gegenzusteuern ist vorausschauendes Krisenmanagement notwendig. Im Interview mit der „Krone“ spricht Rotkreuzkommandant Gerry Foitik über die neue Corona-Variante sowie über die Perspektiven und Problemzonen.
Gerry Foitik ist eine zentrale Figur im Pandemie-Management. Somit ein gefragter Mann.
„Krone“: Sind wir gut gerüstet für die neue Variante Omikron?
Gerry Foitik: Es braucht zu Beginn verschärfte Maßnahmen. Wenn Sie mit 130 auf ein Auto auffahren, werden Sie auch sofort stärker bremsen. Also gilt es jetzt, vehementer zu reagieren. Das hat das Gesundheitsministerium mit der verschärften Quarantäne getan. Eines ist klar: Ein exponentieller Verlauf bei gleichzeitig linearem Ressourcenverlauf – das geht sich nicht aus.
Was sind die Probleme?
Beim Contact Tracing sind wir auf verlorenem Boden. Man bräuchte ordentliche digitale Lösungen. Wenn das nicht funktioniert, und auch das umfassende Testen nicht, explodiert es. Die gute Nachricht: Die Hygienemaßnahmen wirken auch bei Omikron. Kontakte vermeiden. Abstand halten. Und vor allem FFP2-Masken. Die filtern mindestens 95 Prozent der Aerosole. Ich verstehe nicht, warum man nicht sagt, in Innenräumen sind Masken zu tragen.
Wenn Omikron so schnell kommt wie in England, Schottland oder Dänemark, dann wird der fünfte Lockdown vor der Türe stehen.
Gerry Foitik
Es drohen also schwierige Wochen und Monate?
Die Intensivstationen sind noch sehr belastet. Wenn Omikron so schnell kommt wie in England, Schottland oder Dänemark, dann wird der fünfte Lockdown vor der Türe stehen. Die Alternative ist, dass man nichts macht. Das wäre eine Bankrotterklärung gegenüber dem Virus. Und hätte enorme Kollateralschäden. Menschenleben.
Die Regierung hat am Freitag eine gesamtstaatliche Krisenkoordination installiert. Die NEOS hatten Sie als Manager ins Spiel gebracht
Es gibt einen Krisenmanager, der ist in der Verfassung gut verankert. Das ist der Gesundheitsminister. Ich bin Bundesrettungskommandant. Da bin ich gut aufgehoben. Ich melde mich ohnehin öfter mit Ideen und Vorschlägen. Aber ich würde mich nicht als Pandemiemanager zur Verfügung stellen.
Wie sehen Sie die Debatte um den „Fleckerlteppich“?
Föderalismus ist schlagkräftig. Aber er hat eine Zwillingsschwester. Das ist die Subsidiarität. Föderalismus ohne Subsidiarität ist Provinzchauvinismus. Das größte Manko in der politischen Steuerung der Krise war das fehlende gemeinsame Ziel. Österreichweit. Stattdessen hört man regelmäßig andere oberste Ziele. Prinzipiell sind verschiedene Regeln nicht schlecht. Wer in Oberösterreich lebt, hat eben seine. Und wenn ein Burgenländer in Wien arbeitet, dann muss er sich eben zwei Regeln merken.
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