Der von Politikern strapazierte Begriff der Leistbarkeit verkommt zum Hohn. Die Schere zwischen explodierenden Wohnkosten und stagnierenden Gehältern klafft immer weiter auseinander.
Hiobsbotschaften sind Herr und Frau Österreicher mittlerweile gewohnt. Das Leben wird teurer, so verwundern die Zahlen der Statistik Austria wohl niemanden mehr. Wohnung, Wasser und Energie kosteten im November um 5,3 Prozent mehr als im Oktober - wieder einmal! Strom verteuerte sich um 10,2 - Gas um 20,4%. Wer noch mit Öl heizt, blecht um 64 Prozent mehr. Die für die Steigerungen genannten Gründe sind nicht immer wirklich nachvollziehbar.
Nur eine Momentaufnahme, denn die Entwicklung in die falsche Richtung begann nicht erst heuer. Die Mietpreise (siehe Grafik oben) stiegen seit 2010 um mehr als ein Drittel. Wer sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen will, muss um fast 80 Prozent mehr auf den Tisch legen als noch vor zehn Jahren. Auch Betriebskosten wie Gas und Strom sprengen bald jegliches Gehaltsgefüge. Während permanent alles teurer wird, bleibt uns immer weniger auf den Konten. Die Reallöhne (netto und inflationsbereinigt) stagnieren. Ohne Erbe oder familiäre Hilfe bleibt der Traum vom Eigenheim so für die meisten von uns unerreichbar.
Im städtischen Ballungsraum treiben Investoren- oder Anlagewohnungen die Immopreise in die Höhe. Leider wird der Großteil der Bauten nicht für den Wohnungsmarkt errichtet, sondern dient als „Betonsparbuch“. Appartements stehen leer, weil sie unverschämt teuer sind. Für „leistbaren“ Wohnraum sorgt überwiegend die öffentliche Hand. So wirken Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen immer noch preisdämpfend.
Politiker sind sich der Problematik bewusst
Doch was tun? Schenkt man der Politik Glauben, wird bereits fleißig an Erleichterungen gearbeitet. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) weiß, dass die steigende Inflation „für viele Menschen eine große Belastung“ ist. „Nach der Modernisierung der rechtlichen Grundlagen für Eigentum wird es bei Maklergebühren Erleichterungen geben“, erklärt Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) neben der Steuerreform und einem Klimabonus die weiteren Absichten der Regierung. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner fordert neben dem Wegfall unbefristeter Mietverträge und der Streichung von Maklergebühren für Mieter eine Verfassungsbestimmung, dass bei der Baulandwidmung gemeinnützige Bauträger Vorrang bekommen.
„Eine Wohnbauinvestitionsbank wäre eine ausgezeichnete Möglichkeit gewesen, EU-Gelder für Wohnbau zu bekommen“, so FPÖ-Chef Herbert Kickl. Gerald Loacker (NEOS) kritisiert, dass zu viele Gutverdiener in günstigen Wohnungen der Kommunen und Genossenschaften leben, weil die Mieten nie an ihre Einkommen angepasst werden. Eines ist klar: Solange uns nicht mehr vom Gehalt in den Börsen bleibt, sind alle Erleichterungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
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