Angeblicher „Leak“

Minsk droht Provider A1 mit „schärfsten Maßnahmen“

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19.12.2021 17:19

Weil ihm vorgeworfen wird, dass er Personendaten an „Extremisten“ geleakt habe, wurde der Pressesprecher der weißrussischen A1-Tochter A1 Belarus, Nikolaj Bredelew, vor einer Woche festgenommen. Nun hat ein führender Bürokrat des Regimes von Alexander Lukaschenko angekündigt, man werde auch den Arbeitgeber überprüfen. Es wurden eine „Bewertung der Handlungen der Firma“ und „schärfste Maßnahmen“ angekündigt.

Bereits am Donnerstag war von einer Überprüfung der Tochter der A1 Telekom Austria Group durch das „Operativ-Analytische Zentrum“ im April 2022 die Rede. 

Regime wirft A1 angeblichen „Leak“ vor
Dass A1 in Belarus nicht zur Veröffentlichung bestimmte Daten „geleakt“ habe, verstoße gegen alle moralischen, ethischen und rechtlichen Normen und Regeln, erklärte der Vizechef der Präsidentschaftskanzlei, Igor Luzki, in der Onlineausgabe der amtlichen Zeitung „SB. Belarus segodnja“. Lukaschenko habe deshalb angeordnet, die Handlungen der Firma zu bewerten, verkündete er.

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A1 ist eine internationale Firma und auch wenn sie dort sagen, auf Grundlage von Regeln zu arbeiten, haben sie das in der Firma in dreister Weise ignoriert.

Igor Luzki, belarussische Präsidentschaftskanzlei

Auf Anweisung des Staatsoberhaupts würde man die schärfsten Maßnahmen ergreifen, kündigte der Spitzenbürokrat an. Es sei notwendig zu klären, was in dieser Firma vor sich gehe, damit es zu Derartigem in Zukunft nicht mehr kommen könne. „A1 ist eine internationale Firma und auch wenn sie dort sagen, auf Grundlage von Regeln zu arbeiten, haben sie das in der Firma in dreister Weise ignoriert“, wurde Luzki zitiert.

„Diese Erklärung klingt sehr ernst. Selbst wenn man sich freikaufen könnte, würde das sehr teuer werden“, kommentierte ein belarussischer Rechtsexperte.

Oppositionspolitiker: „Ernsthafte Bedrohung für A1“
Zuvor war am Donnerstag bekannt geworden, dass das Lukaschenko direkt unterstellte „Operativ-Analytische Zentrum“ (OAZ) für April eine Überprüfung von A1 Belarus durchzuführen plant. „Das ist eine sehr einflussreiche Organisation und daher ist das eine ernsthafte Bedrohung für A1“, hatte der im Warschauer Exil lebende Oppositionspolitiker und Ex-Kulturminister Pawel Latuschko bereits am Freitag diese Ankündigung erklärt. 

Das OAZ ist insbesondere für Fragen der nachrichtendienstlichen elektronischen Aufklärung sowie Technologiekontrolle zuständig und steht in diesen Bereichen über dem Geheimdienst KGB und der Polizei. Im Sommer 2020 war das Zentrum insbesondere auch für Internetblockaden in der Zeit von Großdemonstrationen verantwortlich gewesen, zu denen damals auch A1 Belarus verpflichtet worden war.

A1: Bredelew hatte gar keinen Zugriff auf Kundendaten
Beim österreichischen Mutterkonzern verwies man am Sonntag auf vergangene Stellungnahmen. Ein österreichischer Sprecher der A1 Telekom Austria Group, die zu 28,42 Prozent im Besitzer der Republik Österreich steht, hatte zuvor gesagt, dass Pressesprecher Bredelew aufgrund seiner Funktion im Unternehmen technisch überhaupt keine Möglichkeit eines Zugriffes auf Kundendaten gehabt habe. Dennoch sei eine erweiterte interne Revision eingeleitet worden, hatte er betont.

Die A1-Firmenzentrale in Wien (Bild: A1)
Die A1-Firmenzentrale in Wien

Botschafterin zeigt sich solidarisch mit Bredelew
Nachdem sich das österreichische Außenministerium nach der Festnahme „sehr besorgt“ gezeigt und die Veröffentlichung eines „Geständnisvideos“ kritisiert hatte, in dem der Pressesprecher von A1 Belarus für Ermittlungen völlig irrelevante Angaben zum höchst privaten Lebensbereich gemacht hatte, unterstrich die scheidende österreichische Botschafterin in Minsk, Aloisia Wörgetter, am Wochenende ihre Solidarität mit Nikolaj Bredelew und seinen Angehörigen.

In einem ausführlichen Posting auf Facebook schrieb sie auf Russisch über ein Treffen mit ihrer „Minsker Freundin“ Tatjana Bredelewa, der Mutter von Nikolaj. Sie erzählte, dass sein Vater 1986 wochenlang geholfen hatte, das brennende Atomkraftwerk in Tschernobyl zu löschen und eine sehr große Strahlendosis abbekommen hatte. „Es gab Menschen, die ihr Leben riskierten, damit aus dem zerstörten Atomkraftwerk nicht noch mehr Radioaktivität entweicht und ihren Familien in Belarus und meiner Familie in Österreich nicht eine noch größere Gefahr der Verstrahlung droht“, bedankte sich die Diplomatin.

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