Wenn man Jarmír Weinbergers Oper „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ sieht und hört, wundert man sich, dass dieses Werk beinahe vergessen war und auch heute noch nicht öfter gespielt wird. Es ist ein wunderbar unterhaltsames und facettenreiches Werk, das in Graz nun in einer rasanten Version zu sehen ist.
Zwei große Opernpremieren an zwei Tagen, zwei märchenhafte Stoffe und doch so unterschiedlich, dass ganze Welten dazwischen liegen. Was vielen Inszenierungen (nicht zuletzt den „Perlenfischern“) fehlt, ist eine zündende Regie-Idee. An diesbezüglichem Mangel leidet „Schwanda“ nicht. Ganz im Gegenteil: Dirk Schmeding hat wohl ein unerschöpfliches Reservoire an Einfällen. Da jagt eine Szene die nächste und keine gleicht der anderen. In rasantem Tempo werden Ideen herausgeschossen, wobei sich der Regisseur auf seine nicht minder einfallsreichen Ausstatter (Bühne: Martina Segna, Kostüme: Frank Lichtenberg) verlassen kann. Gemeinsam zaubern die drei ein kunterbuntes skurriles Märchenreich, in dem der Bauer und Dudelsackspieler Schwanda den Verlockungen der großen weiten Welt - in Person des Räubers Babinský und der schönen Eiskönigin - nicht widerstehen kann. Dafür lässt er seine frisch angetraute Dorotka auf dem Hühnerhof zurück. Dass er schließlich in der Hölle - einer schrägen Grillhendl-Sauna) landet, mag nicht weiter verwundern. Doch auch da kommt er dank Babinský heraus.
Spielfreudiges Ensemble, toller Chor
Schmeding kann sich in dieser Tour de Force auf ein spielfreudiges, stimmstarkes Ensemble sowie einen vor nichts zurückschreckenden Chor verlassen. Petr Sokolov als viriler Schwanda und Matthias Koziorowsky als der Eitelkeit nicht abgeneigter Babinský legen vor. Doch auch Polina Pastirchak als Dorotka gefällt mit ihrer trotz Bodenständigkeit lyrischen Stimme. Mondän gestaltet Ester Pavlů die Königin. Wilfried Zelinka als Teufel ist einfach großartig, Daeho Kim als Eismagier beeindruckt - nicht zuletzt durch Hoverboard-Künste.
Kurzweiliger Opern-Spaß
Schnell und laut tönt es auch aus dem Graben, wo Robert Jindra die Grazer Philharmoniker ordentlich antreibt. Manchmal so sehr, dass man die Sänger kaum noch hört. Alles zusammen aber ergibt einen kurzweiligen Opern-Spaß.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.