„Impfstoff zu knapp“

WHO: Besser Ungeimpfte überzeugen als boostern

Ausland
20.12.2021 19:11

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt davor, Auffrischungsimpfungen als Allheilmittel auf dem Weg aus der Corona-Pandemie zu sehen. Sie spricht sich zugleich gegen Booster für die gesunde Bevölkerung aus, weil damit der Impfstoff zur Versorgung der ganzen Welt mit Erst- und Zweitimpfungen noch knapper werde. Statt Gesunde zu boostern, sollten die Länder mehr tun, um Ungeimpfte zu erreichen, im eigenen Land und im Rest der Welt.

Das sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Die Frage der Auffrischungsimpfungen ist demnach direkt mit der Frage einer gerechten Impfstoffverteilung verbunden. Die WHO warnt seit Monaten davor, dass sich in Ländern, deren Bevölkerungen nicht ausreichend geimpft sind, gefährliche Virusvarianten entwickeln können.

Entwicklungsländer mit zu wenig Impfstoff
Während nach den WHO-Zahlen in Deutschland 160 Impfdosen pro 100 Einwohner vergeben worden sind, waren es etwa in Kamerun 3,7, im Tschad 1,7 und in der Demokratischen Republik Kongo 0,29.

Auch WHO-Chef warnt vor Feiertagen
„Wenn wir nicht versuchen, die Ungeimpften zu impfen, kann es sein, dass wir das gewünschte Ziel nicht erreichen“, sagte Tedros. Auf den Intensivstationen der Länder, die jetzt umfangreiche Booster-Kampagnen gestartet hätten, lägen überwiegend Ungeimpfte. „Menschen sterben, weil sie nicht geimpft sind, nicht, weil sie nicht geboostert sind“, sagte Tedros.

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Menschen sterben, weil sie nicht geimpft sind, nicht, weil sie nicht geboostert sind.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus

Tedros warnte, dass die Infektionszahlen durch große Feiern über die Festtage weiter anziehen werden. Um den Trend zu ändern, sei es besser, Feiern zu verschieben oder abzusagen. Auch die Omikron-Mutation des Coronavirus schätzt die WHO als höchstgefährlich ein. Sie breitet sich schneller aus als die Delta-Variante und auch Menschen, die bereits geimpft oder genesen seien, würden sich damit infizieren. 

Die WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan sagte, Omikron sei eine Immunflucht-Variante. Deshalb sollten die Auffrischungsimpfungen zunächst Personen mit einem geschwächten Immunsystem angeboten werden. Die WHO gehe aber nicht davon aus, dass alle Impfstoffe komplett unwirksam würden. WHO-Notfalldirektor Mike Ryan zufolge wird die Pandemie mit der Entwicklung einer zweiten oder dritten Generation von Impfstoffen, Medikamenten und anderen Innovationen zum Ende kommen.

Große Ungleichheit bei Impfstoffverteilung
Der Mangel an Corona-Vakzinen in den ärmsten Gebieten der Welt ist trotz mahnender Appelle von Experten weiterhin drastisch. 54,2 Prozent der Weltbevölkerung haben laut Angaben der Statistik-Website „Our World in Data“ bisher zumindest eine Impfung erhalten. Fast acht Milliarden Dosen wurden bis dato international injiziert, es sind rund 30 Millionen pro Tag. Doch in einkommensschwachen Ländern haben bisher nur 5,8 Prozent aller Männer und Frauen zumindest einen Stich erhalten.

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