Metall- und Werkstättengeruch, Schweißlichter und schwere Maschinen - für den Laien mutet es an, als ob beim stahlverarbeitenden Unternehmen Winkelbauer im oststeirischen Anger noch immer wie vor 50 Jahren und damit wie in Zeiten vor dem Internet gearbeitet wird. Doch der Eindruck trügt: Seit wenigen Tagen ist bei dem Betrieb mit rund 150 Mitarbeitern die Glasfaseranbindung angekommen. Für Geschäftsführer Michael Winkelbauer ist es das Ende des „Steinzeitstandards“.
Schon seit Jahren habe sich die Firma um schnelleres Internet bemüht. Für das Unternehmen, das für seine Baggerschaufelfertigung weltweit bekannt ist, war es bisher ein strategischer Nachteil. Zeiten, als man noch entscheiden musste, wer wann welche Bandbreite nutzen kann, um etwa Videotelefonate durchzuführen, seien vorbei. Nun können jene rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an Computern arbeiten, gleichzeitig alles machen - keiner müsse sich zurückhalten, so die Geschäftsführung.
Mit dem Anschluss wurden rund fünf Millionen Euro in die Modernisierung des Unternehmens investiert, davon allein eine Million in die Digitalisierung, hieß es am Montag bei einem Lokalaugenschein.
Als ein erstes Beispiel wurde ein neuer Schweißroboter genannt. Maschinen dieser Art seien zwar nicht neu in der Firma, neu ist aber, dass man diesen neuen Roboter von überall aus programmieren kann - egal ob von zu Hause oder auch vom Ausland aus, meinte Winkelbauer. Über die neue Datenleitung sei der Betrieb des Roboters kein Problem mehr. Als zweites Beispiel wurde die Arbeit mit einer Datenbrille demonstriert. Durch sie können Monteure auf der ganzen Welt Input via Video-Call erhalten und gleichzeitig die Bilder live in die Heimat schicken. Ein Vorteil, denn Spezialisten können dadurch auch von Anger aus den Monteuren einfacher Hilfe leisten.
„Überlebensfrage für die Gemeinden“
Die Firma Winkelbauer ist stellvertretend ein Beispiel, wie der Ausbau von Glasfaserinternet in den ländlichen Regionen für Produktions- und Standortsicherheit sorgen kann. Für den Bürgermeister von Anger, Hubert Höfler, sei es „eine Überlebensfrage für die Gemeinden“. Wer auf das Land ziehe, frage nicht mehr nur nach Kindergarten und Schulen, sondern nach schnellem Internet. Besonders seit der Corona-Pandemie sei es angesichts von Distance-Learning und Homeoffice noch wichtiger geworden, denn so bleiben Fachkräfte in den ländlichen Gemeinden und können auch von da aus arbeiten, unterstrich auch Gerlinde Schneider, Bürgermeisterin von Puch bei Weiz.
Flächendeckender Ausbau
Die beiden Gemeinden haben sich zusammengetan, um den Ausbau des Glasfaserinternets zu forcieren. Die Umsetzung übernimmt die Firma G31 - Initiative Glasfaser Weiz. Sie will bis 2030 rund 90 Prozent von 30.000 Gebäuden im Bezirk ans schnellere Internet angeschlossen haben. Derzeit seien etwa zehn Prozent geschafft. 2022 sollen weitere 2000 folgen. Man arbeite sich von der Bezirkshauptstadt Weiz ausgehend Gemeinde um Gemeinde vor.
„Wir machen einen flächendeckenden Ausbau“, sagte Erich Rybar, Geschäftsführer der G31. „Viele Kilometer sind dafür in der Region nötig.“ Möglich werde das oft nur über Förderungen, etwa die Breitbandmilliarde des Bundes, und finanzielle Mittel der Gemeinden. Darum sei die Zusammenarbeit mit den Kommunen entscheidend. Insgesamt koste der Glasfaserausbau im Bezirk Weiz 25 Millionen Euro.
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