Zellen gemietet
Dänemark schickt Hunderte Häftlinge in den Kosovo
Wegen überfüllter Gefängnisse will Dänemark Zellen im Kosovo anmieten. Nach Angaben der Regierung in Kopenhagen unterzeichneten beide Länder am Montag eine Absichtserklärung, wonach der Kosovo 300 Häftlinge unterbringen soll. Die Regierung des Kosovo werde Dänemark entsprechende Kapazitäten zur Verfügung stellen, dafür werde Kopenhagen über einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren jährlich 15 Millionen Euro an Pristina zahlen.
Der Vertrag könne um weitere fünf Jahre verlängert werden, erklärte das dänische Justizministerium. Vergangene Woche hatte die dänische Regierung erklärt, im Kosovo Zellen für 300 Gefangene anmieten zu wollen, die nach ihrer Freilassung abgeschoben werden sollten. Sie sollen demnach ab 2023 im Gefängnis von Gjilan 50 Kilometer außerhalb von Pristina inhaftiert werden.
"Bahnbrechendes Abkommen“
Es handle sich um ein „bahnbrechendes Abkommen, das in unseren Gefängnissen Platz schaffen und unsere Strafvollzugsbeamten entlasten wird“, erklärte der dänische Justizminister Nick Haekkerup. Es sei zudem „ein deutliches Signal an Menschen aus Drittstaaten, die ausgewiesen werden sollten: Eure Zukunft ist nicht in Dänemark, und Ihr sollt deshalb nicht dort eure Haftstrafe absitzen“, ergänzte er.
Es ist ein deutliches Signal an Menschen aus Drittstaaten, die ausgewiesen werden sollen: Eure Zukunft ist nicht in Dänemark, und Ihr sollt deshalb nicht dort eure Haftstrafe absitzen.
Dänemarks Justizminister Nick Haekkerup
Mehr Häftlinge und immer weniger Aufseher
Seit 2015 hat sich die Zahl der Gefängnisinsassen in Dänemark laut der Statistikbehörde um 19 Prozent auf mehr als 4000 Anfang 2021 erhöht. Damit sind die Gefängnisse überbelegt. Im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Aufseher um 19 Prozent zurück.
Es ist nicht das erste Mal, dass Dänemark im Umgang mit Ausländern auf Verträge mit Nicht-EU-Staaten setzt. Im Juni hatte das dänische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das eine Auslagerung von Unterkünften für Asylbewerber ermöglicht.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.