Stark wie ein V8

Ford Mustang Mach-E GT: Was kann der Top-Stromer?

Motor
05.01.2022 17:25

Ford krönt die Elektro-Baureihe Mustang Mach-E mit der Topversion GT. Die sprintet so schnell wie der stärkste in Österreich erhältliche Verbrenner-Mustang - immerhin mobilisiert der Stromer 487 PS und 860 Nm. Was er sonst so drauf hat - und was nicht - erfahren Sie hier im Video-Fahrbericht von „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl.

(Bild: kmm)

Es ist schon etwas gewagt, ein kompaktes Familien-SUV Mustang zu nennen. Aber irgendwie muss man sich ja von der Konkurrenz abheben. Und das gelingt Ford ganz gut. Ein paar Pferdchen als Logos hier, dreikrallige Heckleuchten da, garniert mit einem (an- bzw. abschaltbarem) Motorsound, der Verbrennerfans ein heimeliges Gefühl vermittelt.

(Bild: Stephan Schätzl)

Nicht retro, aber ohne Chichi
Ein Retro-Stromer ist der Mustang Mach-E GT aber nicht, ein klassisches Armaturenbrett mit Rundinstrumenten braucht man sich nicht erwarten. Stattdessen gibt es einen aufgesetzten Touchscreen im Tesla-Model-S-Format, der nicht für jedes Fahrerknie ideal platziert ist. Verzichten mag man auf den Screen aber nicht, denn das, was er anzeigt, ist höchst durchdacht und logisch angeordnet (Näheres siehe Video!). Top-Menüführung, leicht zu treffende Touchflächen statt Mini-Elementen, die einen in den Autos manch anderer Fabrikate in den Wahnsinn treiben können.

Außerdem gibt es einen analogen Lautstärkeregler, ebenso echte Tasten am Lenkrad. Fehlbedienungen sind nicht zu erwarten. Beim Design muss man halt leichte Abstriche machen, der Bildschirm und die Ablage darunter sind nicht sonderlich elegant gestaltet. Ganz im Gegensatz zum restlichen Innenraum, der durchaus edel geraten ist. In den Stoffpanelen verbergen sich die Lautsprecher des tollen, serienmäßigen Bang-&-Olufsen-Soundsystems (560 Watt), sogar im Armaturenbrett. Im Wohnzimmer würde man das als Soundbar bezeichnen.

Weniger gelungen ist das Sitzerlebnis, mangels Seitenhalt fühlt man sich nicht sehr gut mit dem Auto verbunden. Platz ist aber - auch auf der Rückbank - genügend vorhanden. Der Kofferraum fällt mit 402/1420 Liter etwas knapp aus, er wird aber ergänzt durch einen 81 Liter großen Frunk, der sogar innen einen Entriegelungstaster aufweist. Und einen Ablauf.

(Bild: Stephan Schätzl)

Fahrleistungen schwer in Ordnung
Die zwei Motoren sorgen für Allradantrieb und eine Gesamtleistung von 358 kW/487 PS, 860 Nm stehen aus dem Stand nach einer halben Sekunde bereit. Das reicht für eine Sprintzeit von 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Im Datenblatt gibt Ford 3,7 Sekunden an, das ist allerdings die Zeit mit Rollout. Das heißt: Gemessen wird erst kurz nachdem das Auto zu rollen begonnen hat. Eine etwas beschönigende Art der Darstellung, die bisher vor allem bei Tesla üblich war.

Behält man den Fuß auf dem Fahrpedal, beschleunigt der GT bis 200 km/h weiter, er wird 20 km/h später abgeregelt als die anderen Mach-E-Versionen.

Trotz der guten Werte und der hohen Leistung merkt man, dass der Testwagen laut Typenschein 2285 Kilogramm auf die Waage bringt. Im Serientrimm sind es nach DIN 2198 kg. Der Testwagen ist unter anderem mit Glaspanoramadach ausgestattet.

Das Fahrwerk ist im Vergleich zu den anderen Mach-E einen Zentimeter tiefergelegt, aber nicht weiß Gott wie hart, sondern durchaus komfortabel. Magnetic Ride ist Serie, je nach Fahrmodus spielen die Dämpfer also mehr die Sport- oder mehr die Komfortkarte aus.

Der GT lenkt angesichts seines hohen Gewichts gut ein, Direktheit und Gefühl der Lenkung lassen allerdings etwas zu wünschen übrig.

Um Leistung und Gewicht Herr zu werden, gibt Ford dem GT 19-Zoll-Brembo-Bremsen mit. Im Alltag kommen die kaum zum Einsatz, weil das Auto zunächst per Rekuperation verzögert, wenn man auf das Bremspedal steigt. Das ist allerdings vor allem bei langsamer Fahrt schwer zu dosieren. Bei höherem Tempo und härterem Bremsen normalisiert sich das.

(Bild: Stephan Schätzl)

Laden dauert zum Ende ewig
Nach WLTP kommt der Ford Mustang Mach-E GT 500 Kilometer weit, bevor er endgültig an die Ladesäule muss. Dort kann er seinen netto 88 kWh speichernden Akku mit maximal 150 kW laden. In der Praxis betrug die Reichweite bei einem Durchschnittsverbrauch von 30 kWh/100 km unter 300 Kilometer (bei maximal sieben Grad) und die Ladegeschwindigkeit kann mit den Angaben auch nicht ganz mithalten. Die Ladeleistung wird schon recht früh gedrosselt, außerdem veranschlagt die Elektronik für die letzten 20 Prozent bis zur Vollladung zwei Stunden. Die jeweils aktuelle Ladeleistung lässt sich am Auto nicht ablesen.

Großzügiger Adaptivtempomat
Der GT bringt serienmäßig den Adaptivtempomat mit Spurführung mit, außerdem die automatische Tempolimitübernahme - und die hat ein besonderes Feature: Man kann einen Wert einstellen, um den das Limit grundsätzlich überschritten wird. Bis zu 30 km/h. Außerdem kann man umschalten zwischen klassischem Tempomat und dem mit Abstandsregelung.

Der Mach-E GT kostet 74.800 Euro und ist dafür praktisch vollausgestattet, alle Farben außer Schwarz kosten extra, auch das Glaspanoramadach.

Fahrzit
Schwer, stark, spaßig ist er, der Ford Mustang Mach-E GT. Kein Sportler, aber ein sportlicher Familientyp. Das „Mustang“ ist zwar nicht mehr als eine Marketingidee, aber der Mach-E kann von seinen Eigenschaften her sicherlich dem einen oder anderen Mustangfahrer das Elektroreich schmackhaft machen.

Warum?
Starke Fahrleistungen
Sehr durchdachtest Bedienkonzept

Warum nicht?
Vollladen dauert zu lang
Leicht distanziertes Fahrfeeling

Oder vielleicht …
… BMW iX3, VW ID.4, Tesla Model Y, Audi Q4 e-tron, Hyundai Ioniq 5, Kia EV6

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(Bild: KMM)



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