Nach 48 erfolgreichen Jahren beenden Opus ihre eindrucksvolle Karriere. Bei ihrem allerletzten Auftritt in der Grazer Oper begeisterten Ewald Pfleger, Herwig Rüdisser und Co. mit viel Spielfreude, einem prächtigen Orchester, einer bunten Gaststar-Riege der heimischen Szene und einer echten Austropop-Sensation.
Mehr als 1500 Konzerte haben Opus im Laufe ihrer 48-jährigen Karriere gespielt, da war der endgültige Karriereabschied vor knapp 1500 Fans in der Grazer Oper ein mehr als würdiger. In einem derart prunkvollen Ambiente darf ruhig auch einmal kräftig geprotzt werden. Eine nicht enden wollende Gästeliste mit Top-Künstlern aus aller Herren Länder, eine vierköpfige Bläsersektion, ein profundes Percussion-Ensemble, Tänzer und nicht zuletzt das Opus-Pocus-Orchestra, dirigiert von niemand Geringerem als Christian Kolonovits, einem allseits respektierten Doyen der Austro-Musikszene. Was kann da schon danebengehen? Richtig. Nichts. Der finale Triumphzug hat sich auf zwei Abende aufgeteilt, die sich in punkto allumfassende Karriererückschau samt Humor und Emotionen nichts schuldig blieben.
Stimmlich überragend
Die großen Tränen blieben am Ende aber doch verborgen, denn die Freude über ein Grande Finale überwiegte deutlich. Samt Pause, Zwischenansprachen und diversen Gastvorstellungen zog sich die üppige Show auf knapp vier Stunden, fad wurde es dabei aber zu keiner Sekunde. Opus schöpften zum Abschied noch einmal aus dem Vollen und boten Songs aus all ihren 16 Alben auf. Die Song-Palette überragte dabei den ewigen Vorwurf der Neider, Opus wären ein One-Hit-Wonder. Das flott einleitende „Opusphere“ war das erste von vielen Highlights, mit denen die aus dem Burgenland und aus Kärnten stammenden Beutesteirer zu überzeugen wussten. Besonders Frontmann Herwig Rüdisser, der erst 2019 eine schwere Herz-OP überstand, lieferte eine Gesangsleistung ab, die kaum von den Hochzeiten in den 80ern zu unterscheiden war. Herausragend verwendete er sein Timbre vor allem im hoch angesetzten „Eleven“ und beim epischen „Hands In The Air“.
Dazwischen blieb immer wieder Raum für gesellschaftspolitische Botschaften. Vor dem rhythmischen „Fake Or True“ mokierte sich der Sänger über Donald Trump und Konsorten und beklagte fehlende Bildungsmaßnahmen in den USA, „Greta“ ist eine Hommage an die Anführerin einer mutigen jungen Generation und nach „Up And Down“ mokierte er sich über das sogenannte „Volk“, das sich gegenwärtig mit fragwürdigen Ansichten und Meinungen in den Vordergrund stellt. „Ich bin der Herwig aus Klagenfurt und sicher nicht das Volk“ skandierte der Frontmann im Zucchero-Look, bevor er am Ende das Virus zum Teufel wünschte. Dazwischen überreichte die Band dem „Menschen für Menschen“-Kurator Peter Krasser einen stattlichen Scheck, damit die Organisation auch weiterhin erfolgreich in Schulen und Bildungseinrichtungen in Äthiopien investieren kann.
Nach neun Jahren vereint
Doch so sehr sich Opus mit starkem Songmaterial, perfekten Choreografien und sichtlicher Spielfreude inszenierten, bei einer derartigen Gästeliste gerieten die eigentlichen Hauptdarsteller fast in den Hintergrund. Über allen thronte natürlich das temporäre „Comeback“ der Austropop-Helden STS, die mit Schiffkowitz, Timischl und Steinbäcker in Originalbesetzung an beiden Abenden „Fürstenfeld“ intonierten und damit erstmals seit neun Jahren und dem durch Timischls Schulterproblemen erzwungenen Band-Aus in dieser Konstellation auf der Bühne standen. Standing Ovations und begeisterte Jubelrufe in der ganz und gar nicht klassisch besetzten Oper inklusive. Davor begeisterte Raubein Gert Steinbäcker wieder mit feingliedriger Finesse. Seine melancholische Version des Klassikers „Großvater“ mit Kolonovits‘ Orchester-Pomp war das heimliche Highlight des Abends.
Ansonsten brillierte Altrocker Reinhold Bilgeri mit Gelenkigkeit und Kondition, punktete Maria Bill mit ihrem 80er-Hit „I mecht landen“ und beim Duett „In The End“ bewies Ewald Pflegers Sohn Paul souverän, dass er dem Herrn Vater stimmlich leicht überlegen ist. Ebenfalls als erfolgreiche Bausteine beim großen Kehraus mit an Bord waren Gitarrist Robby Musenbichler, der ins Monty-Python-hafte abrutschende Johannes Silberschneider, die famosen Schick Sisters und nicht zuletzt Willi Resetarits, der am Montag noch erkrankt fehlte. Zum Opus-Ende feierte er standesgemäß seinen 73. Geburtstag und wurde vom frenetischen Publikum mit einem Geburtstagsständchen bedacht. Dass er zu Beginn von „Feia“ einen Texthänger hatte, hinterließ einen sympathisch-authentischen Nachgeschmack.
Mit dem nötigen Glück
Der unbesiegbare Welthit „Live Is Life“ samt Reggae-Part setzte der würdevollen „Opus & Friends“-Show noch die Krone auf. Nach etwa 30 Konzerten in diesem schwierigen Pandemie-Jahr zeigten sich Opus unglaublich gut aufeinander eingespielt und erwischten auf der Karriereziellinie auch noch das nötige Quäntchen Glück. Dass sich die geplanten Abschiedskonzerte in Wien und nun zweimal in der Grazer Oper genau zwischen dem letzten und dem wohl nicht mehr allzu fernen nächsten Lockdown einbauen ließen, war eine Fügung des Schicksals. Doch das Glück gehört den Tüchtigen und für die zahlreichen Fans, unter anderem zeigte sich Steiermarks Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer begeistert, war der Abend trotz nicht vorhandener Gastronomie und Maskenpflicht am Sitzplatz ein kurzer Ausbruch aus der winterlichen Corona-Tristesse. Die Show wurde für eine DVD und eine ORF-Sendung für März 2022 aufgezeichnet und wer weiß, vielleicht machen es Opus ja auch einmal so wie STS an diesem Abend und kehren still und heimlich kurz auf die Bühne zurück…
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