Der ehemalige Bundeskanzler und frischgebackene Vater Sebastian Kurz hat sich erst Anfang des Monats aus der Politik zurückgezogen. Er wollte ein ruhigeres Leben für sich und seine Familie - doch das scheint die Wiener Wochenzeitung „Falter“ ihnen nicht gönnen zu wollen. Das neue Cover der Satirebeilage „Best of Böse“ macht selbst langjährige Leser fassungslos.
„The Holy Family with Shepherds“ von Jacob Jordaens aus dem Jahr 1616 diente als Vorlage für das Titelbild. Per Fotomontage wurden die Gesichter von Sebastian Kurz, Susanne Thier, Alexander Schallenberg und Herbert Kickl in das alte Kunstwerk eingefügt. Für viele Leser und Twitter-User eine geschmacklose Aktion.
„Das kann nicht euer Ernst sein“
„Ich bin als FALTER-Fan wirklich erstaunt, dass es in der Redaktion nicht genügend Leute gibt, die bei so was sagen: ,Das kann nicht euer Ernst sein. Wir machen hier keine Maturazeitung aus den 1980ern‘“, schrieb etwa „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf.
Ich bin als FALTER-Fan wirklich erstaunt, dass es in der Redaktion nicht genügend Leute gibt, die bei sowas sagen: „Das kann nicht euer Ernst sein. Wir machen hier keine Maturazeitung aus den 1980ern.“#WorstOfBöse
— Armin Wolf (@ArminWolf) December 21, 2021
Besonders die Darstellung der jungen Mutter, die nichts mit Politik am Hut und sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgehalten hatte, stößt vielen sauer auf.
Jasmin Puchwein, die Pressesprecherin von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, etwa sprach von „Sexismus“. Journalist Christian Ortner sieht im Vergleich dazu sogar die „Chat-Verläufe und das Frauenbild von Thomas Schmid als Muster des guten Geschmacks“. Und der grüne Landesrat Johannes Rauch ergänzte, dass Satire denen überlassen werden sollte, die darin Übung haben.
Grausig, astreiner Sexismus und das vom Falter. Könnt ihr stolz auf euch sein.
— Jasmin Puchwein (@JasminPuchwein) December 21, 2021
Liebe Barbara, bei aller Wertschätzung: im Vergleich zu diesem Cover sind die Chat-Verläufe und das Frauenbild des Thomas Schmid und seiner Freunde geradezu Muster des guten Geschmackes. Frohes Fest.
— Christian Ortner (@OrtnerOnline) December 22, 2021
Äh, vielleicht sollte der @falter_at Satire denen überlassen, die darin Übung haben. @titanic zum Beispiel.
— Johannes Rauch (@johannes_rauch) December 21, 2021
Darf Satire das?
Manch einer meinte allerdings auch, dass Satire oft grenzwertig sei - und damit liegt es wohl vorerst am Einzelnen, das zu beurteilen. Der Presserat will sich im Jänner mit der Causa befassen.
FPÖ: „Geförderter Sexismus“
Für Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp steht allerdings fest, dass mit dieser Sonderausgabe „alle Grenzen“ überschritten wurden. „Das ist geförderter Sexismus und nicht zu akzeptieren“, erklärte er am Mittwoch und forderte einen Inseratenstopp durch die Stadt Wien. Der blaue Politiker werde sich auch an den Presserat wenden, wie er weiters mitteilte. Außerdem forderte er, „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk den soeben verliehenen Titel „Journalist des Jahres 2021“ nachträglich zu entziehen.
Kritik am Cover kam übrigens auch von der ÖVP: Frauenministerin Susanne Raab sprach von einer „Bloßstellung“ und einer „Grenzüberschreitung“. Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller merkte an: „Die Wiener Stadtzeitung ,Falter‘ hat sich offensichtlich endgültig von jedwedem journalistischen Ethos verabschiedet.“ Auch Frauensprecherin Meri Disoski und Mediensprecherin Eva Blimlinger von den Grünen meinen: „Diese Abbildung ist in hohem Maße sexistisch, herabwürdigend, ja geradezu empörend.“
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