„Jeder Tag wichtig“

Virologe: Beschränkungen in Deutschland zu spät

Ausland
22.12.2021 13:40

Die Beschlüsse der Bund-Länder-Runde in Deutschland zur Eindämmung der Corona-Pandemie kommen nach Ansicht des Virologen Martin Stürmer zu spät: „Bei der Verdopplungsrate, die Omikron an den Tag legt, ist jeder Tag wichtig.“ Omikron sei nicht erst seit gestern eine Bedrohung. Man könne der Politik durchaus den Vorwurf machen, mit dem verspäteten Treffen „schon wieder etwas verschlafen“ zu haben.

„Natürlich wollen wir alle wieder zur Normalität zurück. Wir wollen diese Feiertage genießen und mal zur Ruhe kommen. Aber ich glaube nicht, dass wir das Signal der Entspannung aussenden können“, sagte Stürmer. Er habe das Gefühl, es werde das Signal vermittelt, „über Weihnachten können wir uns noch entspannen, danach ziehen wir die Bremse wieder an“, so der Virologe am Mittwoch im Deutschlandfunk.

Corona-Teststation am Ku‘damm in Berlin (Bild: AP/Michael Sohn)
Corona-Teststation am Ku‘damm in Berlin

„Hätte man auch vor Weihnachten machen können“
Kritik kam auch von Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus. Die Maßnahmen (siehe Video oben) seien bilanziert zu wenig und zu spät, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. „Ich nehme sehr ernst, was das RKI sagt, was Herr Wieler sagt, deshalb hätte ich mir gewünscht - mehr und früher“, sagte der CDU/CSU-Fraktionschef. „Das hätte man ja auch vor Weihnachten machen können - wie das ja auch einige Bundesländer machen.“

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland, Thomas Mertens, sprach sich mit Blick auf Omikron hingegen für umfassendere Kontaktbeschränkungen aus. Es müssten angesichts der leichten Übertragbarkeit auf jeden Fall viel, viel mehr Kontaktbeschränkungen erfolgen als derzeit üblich - und zwar „sehr schnell“, sagte Mertens der „Schwäbischen Zeitung“. Ob es ein vollständiger Lockdown sein müsse, sei jetzt schwer zu sagen.

Video: Erste Novavax-Lieferungen in Deutschland erwartet

„Drei, vier Tage machen keinen Unterschied“
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sieht dagegen im Beginn der Maßnahmen nach Weihnachten kein schwerwiegendes Problem. „Ich glaube, dass diese drei oder vier Tage Differenz keinen wesentlichen Unterschied ausmachen“, so Reinhardt im Radioprogramm SWR aktuell.

Fakten

Um die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante zu bremsen, hatten Bund und Länder in Deutschland am Dienstagabend umfassende Beschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens beschlossen. Sie sollen aber erst nach Weihnachten gelten. Spätestens ab 28. Dezember soll generell eine Obergrenze von zehn Personen für Privattreffen gelten. In einigen Bundesländern treten die Verschärfungen teilweise früher in Kraft. 

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