„Satan ohne Gefühle“

Bierwirt schuldig: Lebenslange Haft, Einweisung

Er kam mit gesenktem Kopf in den Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts. Hatte eine Erklärung abzugeben. Ein spätes, überraschendes Geständnis. Ja, der Bierwirt Albert Lastufka bekennt sich schuldig. Er hat seine Ex-Freundin erschossen. Die nächste Überraschung: Er nimmt das Urteil - lebenslange Haft samt Einweisung - an und „will büßen“.

Hatte er zum Auftakt des zweitägigen Mordprozesses noch lapidar gesagt: „Es war meine Waffe, ich muss es gewesen sein“, er aber sonst nichts mehr wisse, weil er stockbetrunken gewesen sei, will er nun doch etwas loswerden: „Ich bin schuldig, ich übernehme die Verantwortung für den Tod meiner Frau. Ich will selbst nicht wahrhaben, dass ich zu so einer miesen Tat fähig bin. Der Gutachter hat recht mit Schutzbehauptungen und Verdrängung. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“

Dies liest der 43-jährige Albert „Ali“ Lastufka, der Bierwirt, von einem Zettel ab. Tonlos. Nimmt gesenkten Hauptes dann vor seinen Verteidigern Rudolf Mayer und Manfred Arbacher-Stöger auf der Anklagebank Platz.

„Ein Satan hat keine Gefühle“
Im Saal sitzt die Familie des Opfers, der 34-jährigen Marija, Krankenschwester, Mutter seiner beiden Kinder. Sie hält Bilder von ihr hoch. Richter Ulrich Nachtlberger bittet, dies nicht zu tun: „Das hier ist nicht der Rahmen dafür!“ Sie legen die Fotos neben sich. Schütteln die Köpfe beim Geständnis Lastufkas. Flüstern halb laut: „Ein Satan hat keine Gefühle ...“

Berührend die Schilderungen der jugendlichen Zeugen via Videobefragung. Die Tochter hatte dem Angeklagten am 29. April noch die Türe geöffnet, als er sie darum anflehte: „Ich liebe dich, lass mich doch rein.“ Sie war mit dem Nachbarsbuben gerade am Gehen, der sagte: „Er ist nicht gewankt. Er hat nicht gelallt. Er hat nicht nach Alk gerochen. Er hat gewusst, was er tut.“

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Unser Mandant ist Opfer seiner eigenen Vergangenheit. Vater Alkoholiker, er ein Heimkind. Er ist ein Mensch, der nicht verlassen werden kann, weil er immer verlassen wurde. Frauenmorde geschehen durch Ich-schwache Männer.

Rudolf Mayer, einer der Anwälte des Angeklagten, bittet im Schlussplädoyer die Geschworenen um Milde.

Anwalt Rudolf Mayer (Bild: Martin Jöchl)
Anwalt Rudolf Mayer

Tödlicher Kopfschuss
Die Tochter sperrte also ihrem Vater auf, rief in die Küche zur Mutter: „Mama, der Papa ist da“ - und dann fiel der erste Schuss, der die Frau in den Oberschenkel traf. Sie hörte sie vom Gang noch schreien: „Ali, geh weg, raus hier, ich ruf die Polizei!“ Die Antwort Lastufkas: „Keiner holt hier die Polizei!“ Dann der tödliche Kopfschuss

Ein Verbrechen mit „Anlauf“? Eine Woche zuvor hatte der Bierwirt Richtung seines Schwiegervaters geschossen, das war für Marija der Schlusspunkt unter die 15-jährige Beziehung. Auch zuvor gab es Streit wegen seiner unflätigen Beschimpfung der Grün-Politikerin Sigrid Mauer.

Das Urteil: Lebenslange Haft und Einweisung. Als erschwerend wurden die massive Vorstrafenbelastung, der Mord an einer Angehörigen sowie das Zusammentreffen mehrerer Straftaten gewertet. Mildernd waren das teilweise Geständnis, dass es bei einer Tat beim Versuch blieb und dass er die Taten unter einem Einfluss einer geistigen Abnormität begangen hat. Der Wahrspruch der Geschworenen ist bereits rechtskräftig. „Ich nehme das Urteil an und werde es absitzen“, sagte der 43-Jährige im Anschluss an die Verhandlung.

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