In der Spesen-Affäre der Grazer FPÖ sind immer noch viele Fragen unbeantwortet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Parteiintern wird indes fieberhaft nach den Verrätern in den eigenen Reihen gesucht. Einer der Hauptverdächtigen trat jetzt die Flucht nach vorne an.
Faktum ist: Nur ein kleiner Personenkreis hatte Zugriff auf die geleakten Daten. Mario Eustacchios immer noch zahlreiche Anhänger sind davon überzeugt, dass Jasmin Hans, die von ihm nach der Wahl geschasste Klubdirektorin, es war, die belastendes Material an Medien weitergegeben hat. Dass Eustacchio-Nachfolgerin Claudia Schönbacher ausgerechnet sie zu ihrer Büroleiterin machte, vertiefte den Riss in der Partei - Eustacchio ist, wie die „Krone“ enthüllte, deswegen sogar aus der Partei ausgetreten. Hans und Schönbacher bestreiten die Vorwürfe.
Südoststeirer unter Verdacht
Ebenfalls verdächtigt, an dem Komplott beteiligt gewesen zu sein, wird Thomas Rath, ein südoststeirischer FPÖ-Gemeinderat. Sein Name scheint nämlich als letzter Bearbeiter jener Excel-Tabellen auf, die anonym unter dem Namen „Hans Wurst“ an Journalisten versendet wurden.
Rath musste deswegen zum Rapport zu FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann, beteuerte dort aber, im Beisein seines Anwalts, nichts damit zu tun zu haben. Er soll zugesichert haben, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten - tat dann aber nichts dergleichen. Stattdessen jetzt der nächste Knalleffekt: Rath hat seinen Parteiaustritt erklärt. In einem Schreiben an die Parteiführung, das der „Krone“ vorliegt, erhebt er schwere Anschuldigungen.
Von der eigenen Partei beschattet?
Er sei von der Partei beschattet worden, seinen Angaben nach mit dem blauen Bus der FPÖ Graz - eine absurde Vorstellung. Brisant: Rath, der Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Südoststeiermark ist, beklagt sich auch darüber, dass man ihm unterstellt habe, im Melderegister illegal Daten abgefragt zu haben - um zu überprüfen, ob die Personen, die von der Grazer FPÖ Zuwendungen erhalten haben, überhaupt existieren.
Das wäre kein Kavaliersdelikt, sondern Amtsmissbrauch. Der Verdacht ließe sich leicht überprüfen, da alle Abfragen im System gespeichert werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Suche nach undichter Stelle
Hermann will zu dem Brief keinen Kommentar abgeben, nur soviel: Rath sei seinem Parteiausschluss zuvorgekommen. Die Landes-FPÖ sei an Aufklärung interessiert - bei den Parteifinanzen, aber auch bei der Suche nach der undichten Stelle.
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