Ein Ehepaar hat unterschiedliche Meinungen über Corona: „Wir akzeptieren unsere gegensätzlichen Standpunkte. Aber das Leben ist schwieriger geworden.“ Nicht nur zu Weihnachten ...
Das Ehepaar, das nun in einem Außenbezirk von Wien einen Nachmittagsspaziergang macht, wirkt harmonisch. „Ja, wir verstehen uns sehr gut“, sagt Andreas G. (48). „Immer schon ist das so gewesen“, bestätigt seine Ehefrau Antonia. (Namen geändert.) In den mehr als zwei Jahrzehnten, seitdem die beiden verheiratet sind.
Das Rezept für ihre glückliche Beziehung? „Wir haben einander nie zu verändern versucht, unsere jeweiligen Meinungen akzeptiert - auch, wenn sie mitunter nicht dieselben waren.“ Und sind ...
Ich bin immunisiert – und will die damit verbundenen Freiheiten genießen. Reisen, Lokale besuchen, shoppen.
Antonia G. (43)
„Ich vertraue den Wirkstoffen nicht“
Wie nun eben - zu Corona. Die 43-jährige Angestellte ist immunisiert, ihr Mann nicht. „Nicht, weil ich grundsätzlich ein Impfgegner bin“, betont er, „im Gegenteil, ich habe mir schon viele ,Shots’ verabreichen lassen, gegen diverse Krankheiten.“ Warum also nicht auch gegen Covid?
„Weil ich den Wirkstoffen nicht vertraue, und glaube, dass sie mir schaden könnten.“ Wieso diese Furcht? „Ich konsumiere viele Medien; sehe oft fern, lese täglich mehrere Zeitungen - und laufend mehr wurde und wird mir dabei klar, dass sich angebliche Erkenntnisse über das Virus ständig ändern.“
„Nur ich darf über meinen Körper bestimmen“
Dennoch, bis vor einigen Wochen will Andreas G. - „trotz alledem“ überlegt haben, sich seinen ersten Stich zu holen: „Weil mich eine unserer Töchter in ihrer Angst, ich könnte schwer an Corona erkranken, fast schon dazu überredet hätte.“ Aber dann sei die Ankündigung zu der baldigen Impfpflicht gekommen. „Womit ich meine Idee verwarf. Denn niemand - und ganz sicher nicht der Staat - besitzt das Recht, über meinen Körper zu bestimmen.“ Antonia G. hat sich mit der Entscheidung ihres Mannes abgefunden: „Ich will ihn zu nichts zwingen.“
Ich habe, weil ich mich nicht vakzinieren lasse, mit vielen Problemen zu kämpfen. Aber ich muss sie halt in Kauf nehmen.
Andreas G. (48)
„Ich habe mittlerweile Aufträge verloren“
Doch die Konsequenzen seiner Haltung „gefallen mir natürlich nicht“. Aufgrund seiner Weigerung, sich gegen Covid vakzinieren zu lassen, hat der 48-Jährige - er ist seit Langem freiberuflich für verschiedene Unternehmen tätig - beinahe die Hälfte seiner Aufträge verloren. „Unser Haushaltseinkommen ist daher ziemlich gesunken.“ Und freilich sei es zudem für Andreas und Antonia G. belastend, „nicht mehr gemeinsam Shops und Lokale besuchen zu dürfen“.
„Wir treffen kaum noch andere Menschen“
Die Gegenwart des Paars? „Wir verbringen unsere Freizeit daheim oder in der Natur, oder wir kochen zusammen.“ Treffen mit anderen Menschen, mit Familienmitgliedern und Freunden, finden bloß selten statt. Und wenn doch - wie etwa zu Weihnachten, mit Andreas G.s Eltern - „dann mache ich davor selbstverständlich einen PCR-Test“. Die Zukunft?
„Ich weiß, dass ich in meinem Dasein hinkünftig beschränkt sein werde.“ Ein Sommerurlaub im Süden, „auf den wir uns beide immer so freuen“, wird für ihn 2022 vermutlich nicht möglich sein.
„Ich werde ohne ihn in Urlaub fahren“
Für seine Frau allerdings schon: „Ich habe vor, mit ein paar Freundinnen zu verreisen.“ „Ich verstehe ihren Entschluss“, sagt Andreas G. „Das muss er auch“, sagt seine Frau. Denn sie ist eben immunisiert - und will die Freiheiten, die ihr damit gegeben sind, wahrnehmen: „Ich möchte mich nicht von der Gesellschaft abkapseln.“
„Aber wir lassen uns nicht spalten“
Und trotz der zahlreichen Schwierigkeiten, die das Paar wegen der Impf-Verweigerung des 48-Jährigen zu tragen hat, „unsere gegensätzlichen Ansichten zu Corona bringen keinen Spalt in unsere Verbindung. Das lassen wir einfach nicht zu. Denn dafür lieben wir uns zu sehr.“
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