Was als besetzte Baustelle begann, entwickelt sich zu einem Stadtteil. Inklusive Unterhaltung und Wellness.
Es scheint derzeit so, als würde aus dem Protestcamp im 22. Wiener Bezirk - welches sich zuerst gegen den Lobautunnel, nach dessen Absage durch den Bund aber nun gegen die Stadtstraße richtet - ein neuer Stadtteil entstehen. Oder wird es doch ein Vergnügungspark à la Disneyland?
Saunieren und wohnen
Zumindest wirkt es mittlerweile so: Statt des Karussells mit den Kaffeehäferln gibt es im „Besetzerland“ die selbst angepflanzte „Widerstandshecke“ und den „Baum der Hoffnung“. Für Entspannung (?) sorgt die Erdloch-Sauna. Zwar nicht ganz so luxuriös wie das Disney-Hotel, aber für eine besetzte Baustelle wirklich nicht zu verachten, ist der „Wohnturm“ aus Holz mit Glaselementen. Inklusive Aussichtsturm, um gleich zum Gegenangriff übergehen zu können, falls Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) wieder Anwälte mit Klagsdroh-Schreiben ausschickt.
Ein eigenes Theater mit fixem Spielplan
Unterhaltung bietet statt Mickey und Minnie Mouse der Schauspieler und Regisseur Gernot Kranner. Und zwar jeden Sonntag um 14 Uhr. Am Stefanitag wurde das Stück „Die Bremer Stadtmusikanten“ aufgeführt, kommenden Sonntag wird „Robin Hood“ am Programm stehen.
Ich werde so lange mein Theater aufführen, bis die Stadtstraße nicht gebaut wird. Es ist immer ein Stück mit einer Botschaft.
Gerhard Kranner
„Die jungen Leute haben den Mut gefasst, etwas zu unternehmen. Ich möchte sie dabei unterstützen. Das mache ich am besten mit meiner Kunst“, sagt er. Der 59-Jährige lebt selbst in der Donaustadt und kennt das Verkehrsproblem: „Aber eine Autobahn ist nicht die Lösung und das ist die Stadtstraße.“
Schulterschluss von Wien und Niederösterreich
Nachdem die Stadt vor Weihnachten die Drohungen auf Schadenersatzklagen gegen die Aktivisten zurückgezogen hat (wir berichteten), fordert sie nun von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) konkrete Antworten zu Lösungen nach dem Nein zum Lobautunnel. Gemeinsam mit Niederösterreichs Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) will Sima wissen, an welche Umplanungen im Bereich der S1 Gewessler denkt und welche zeitlichen Auswirkungen das haben würde. Bis dahin bleibt es auf der Baustelle gemütlich.
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