Mit der Verurteilung des Bandenchefs konnte im Herbst ein Schlussstrich unter eine spektakuläre Raubserie gezogen werden. Zwei Kärntner waren an der Aufklärung beteiligt...
Mitten in den vorweihnachtlichen Einkaufstrubel platzte am 8. Dezember 2010 die Nachricht: Überfall auf das Klagenfurter Juweliergeschäft Heller! Vier Männer bedrohten die Anwesenden mit Pistolen, schlugen Vitrinen mit Äxten ein und entkamen mit Schmuck und Uhren im Wert von 384.000 Euro. Die Vorgangsweise der Räuber glich den Praktiken der „Pink Panthers“, militärisch organisierte Banden aus Serbien, die international auf Raubzügen in ganz Europa viele Millionen erbeutet haben.
Zwei Jahre später folgte ein Überfall in Salzburg, danach einer in Innsbruck. Dabei konnten drei Täter gefasst werden. Sie hatten einen Polizisten verletzt und waren mit einem Streifenwagen geflüchtet.
Überfälle hörten nicht auf
Unterdessen waren Kärntner Kriminalisten, federführend die Chefermittler Kurt Rautz und Klaus Erlacher, den „Panthern“ schon auf der Spur. Erlacher, mittlerweile im Ruhestand, erinnert sich: „Wir konnten wichtige Spuren und Überwachungsfotos sammeln. Die wurden dann international abgeglichen.“ Doch die Raubserie ging europaweit weiter, auch wenn immer wieder nach Überfällen Verdächtige gefasst werden konnten.
Bei diversen Einvernahmen festgenommener Bandenmitglieder ist öfter der Name Milos V. gefallen: Dieser Serbe galt als Kopf der Bande. Er organisierte die Beutezüge, rekrutierte in einem Lokal in Belgrad seine Soldaten, meist sportliche Burschen, die in Geldnöten oder hoch verschuldet waren. Pro Überfall erhielten die Täter nach Ablieferung der Beute an die 2000 Euro, mussten aber alle Spesen wie Flüge und Hotelkosten selbst bezahlen.
Im Landeskriminalamt Wien war der erfahrene Kriminalist Gernot Tötzer in engem Kontakt mit Interpol federführend an der Aufklärung der Raubserien beteiligt. Er erzählt: „Die Kärntner haben einen Haftbefehl gegen Milos erwirkt. Der dürfte aber Wind davon bekommen haben und ist in Serbien untergetaucht.“ Von dort aus hat er weitere Raubzüge organisiert.
Bandenboss gefasst
Doch dann, am 3. April 2018, wollte Milos mit vier Komplizen den Juwelier Zegg im Schweizer Samnaun ausrauben. Klaus Erlacher: „Milos war als Boss sonst immer im Hintergrund und nie an den Taten direkt beteiligt. Doch damals hatte er zu wenig Leute und musste selbst mitmachen.“ Die Beute: Schmuck um 2,8 Millionen Euro. Auf der Flucht mit einem gestohlenen Renault verfuhren sich die Männer in einem verschneiten Seitental. Sie wurden nach einem Hinweis aus der Bevölkerung gefasst – und später auch verurteilt.
Vor Gericht
„Mastermind“ Milos V. (37) und ein Komplize (35) wurden heuer im Frühjahr nach Österreich ausgeliefert und im Herbst in Innsbruck vor Gericht gestellt. Er erhielt als Zusatzstrafe zwölf Jahre und sieben Monate, sein jüngerer Komplize acht Jahre und einen Monat. Die Kriminalisten Erlacher und Tötzer sind sich einig: „Jetzt herrscht in Sachen Juwelierüberfälle wieder Ruhe.“ Von den 20 Mitgliedern der Milos-Bande seien 15 hinter Gittern, fünf flüchtig: „Aber das sind ja nur kleine Fische.“
Martin Radinger
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.