In Innsbruck gibt es in der Matthias-Schmid-Straße 10 das Mädchenzentrum „Aranea“, wo alle Mädchen im Alter zwischen zehn und 19 Jahren herzlich willkommen sind. Hier finden sie ein offenes Ohr, können Workshops besuchen oder einfach nur „chillen“ - ganz wie sie wollen. Die „Krone“ sprach mit Katharina Lhotta.
„Krone“: Warum braucht es Jugendzentren extra für Mädchen?
Katharina Lhotta: Bei einem normalen Jugendzentrum sind die meisten Besucher männlich. Studien haben gezeigt, dass sich Mädchen oft zurücknehmen, wenn Burschen oder Männer anwesend sind. Es kommen auch Mädchen, die von Gewalt betroffen sind. Da ist es gut, wenn sie einen sicheren Ort haben, denn das ist die Basis, sich mit Gewalterfahrungen auseinanderzusetzen.
Ist Gewalt ein großes Thema für Mädchen?
Jede fünfte Frau hat Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt und/oder körperlicher Gewalt. Sexualisierte Gewalt ist beispielsweise auf der Straße angepöbelt, vom Busfahrer verfolgt zu werden, nachdem man an der Endhaltestelle ausgestiegen ist. Oder im Freundeskreis begrapscht zu werdenbis hin zur Vergewaltigung. Das hat nichts mit Lust zu tun, da geht es um Macht und Kontrolle, daher sagen wir dazu sexualisierte Gewalt. Manchen Mädchen ist gar nicht bewusst, dass das, was sie erfahren, Gewalt ist, weil es so normalisiert ist.
Die Betreuerinnen haben ein offenes Ohr
Was können die Mädchen bei euch machen?
„Aranea“ ist ein Jugendzentrum mit normalen Öffnungszeiten. Man kann vorbeikommen, sich mit Freundinnen treffen oder alleine kommen. Zu uns kommen auch Mädchen, die schwer Freundinnen finden. Bei uns ist kein Konsumzwang. Man kann die Betreuerinnen kennenlernen und - nachdem man Vertrauen und eine Beziehung aufgebaut hat - sich ihnen auch anvertrauen. Wir sagen nichts weiter.
Es gibt auch Workshops zur Selbstbehauptung und -verteidigung. Wir bieten Berufsorientierung an und machen dazu Workshops: Mit Tischlerinnen, Silberschmiedinnen oder Tätowiererinnen beispielsweise. Wir haben eine Küche, manchmal kochen wir gemeinsam. Wir haben einen Billardtisch, sie spielen auch Tischfußball, wir haben Kreativ-Materialien und eine Bibliothek.
Wir freuen uns immer, wenn die Mädchen zu uns kommen. Über jedes einzelne, egal ob sie gut drauf sind, müde oder traurig.
Katharina Lhotta
Manchmal geht es auch einfach darum, dass man sich aufs Sofa setzt und in Ruhe „chillen“ kann. Die Mädchen bestimmen, was sie machen wollen. Und wir freuen uns immer, wenn die Mädchen zu uns kommen. Über jedes einzelne, egal ob sie gut drauf sind, müde oder traurig.
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