Lange Zeit galt Herbert Kickl als das Hirn der FPÖ, als guter Einflüsterer, als geschickter Redenschreiber und nicht zuletzt als ausgezeichneter Polit-Stratege. „Jetzt ist ein gewisser Realitätsverlust zu bemerken, er hat sich verrannt“ - das sagt nicht etwa ein bekennender FPÖ-Kritiker, sondern ein Parteifreund Kickls. Ein anderer formuliert es so: „Kickl führt uns in die Sackgasse.“ So verwundert es nicht, dass auch viele Freiheitliche beim jüngsten „ZIB 2“-Interview des blauen Chefs gelitten haben.
Herbert Kickl stand bis zu seiner Zeit als Innenminister stets in der zweiten Reihe. Seit er nach dem Ibiza-Skandal im Jahr 2019 von der ÖVP aus dem Amt gejagt worden ist, gilt Kickl als dünnhäutig und unglaublich rasch beleidigt. „Er nimmt alles persönlich“, sagt ein langgedienter Blauer. Einer, der Kickl ebenfalls schon lange kennt, versucht eine Erklärung: „Es taugt ihm, dass ihm jetzt Tausende Menschen zujubeln. Das kannte er bisher nicht. Er gefällt sich in der Rolle des Volkstribuns, des Narren-Volkstribuns.“
Die Verschwörer gehen nicht wählen
Aber Kickl, dem immer politisches Gespür unterstellt wurde, mache einen Fehler, ist aus blauen Kreisen zu vernehmen. Denn mit seinen Corona-Lügen spreche er nur die Verschwörungstheoretiker an. Und diese Gruppe ist sehr weit weg vom Staat und geht auch nicht wählen, sagt ein Polit-Insider.
Ohne Alternative gibt’s keine Revolte
So klar und deutlich zahlreiche Freiheitliche hinter vorgehaltener Hand ihre Meinung sagen, so leise sind sie in der Öffentlichkeit. Sämtliche Landesgruppen halten sich zurück, nur Ehemalige und FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer äußern mitunter Kritik. So wie bei der SPÖ ist auch in der FPÖ keine Alternative zur derzeitigen Führung in Sicht. „Ohne Herausforderer riskiert niemand einen offenen Krieg“, sagt ein Freiheitlicher. Jüngste Gerüchte, Norbert Hofer sinne nach Rache und er könnte zurück an die Parteispitze kehren, haben wenig mit der Realität zu tun.
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