20 Jahre neue Währung

Novotny: „Euro hat die Preistransparenz erhöht“

Wirtschaft
30.12.2021 06:02
Vor 20 Jahren, mit 1. Jänner 2002, wurde der Euro als Bargeld eingeführt. Damals waren es zwölf Staaten, heute sind es 19, die Teil der Währungsunion sind. Neben dem Dollar spielt der Euro inzwischen auch als zweite Weltwährung eine große Rolle. Die „Krone“ sprach darüber mit dem langjährigen früheren Notenbank-Chef Prof. Ewald Nowotny.

„Krone“: Der Wegfall der Wechselkurse brachte für Firmen und Private große Erleichterungen, aber haben wir den Euro unbedingt gebraucht?
Ewald Nowotny:
 Es gab turbulente Entwicklungen in den letzten 20 Jahren, zum Beispiel die Finanzkrise 2008. Einzelne Staaten hätten es nicht geschafft, das Bankensystem zu stützen. Da brauchte es eine große Notenbank, um genügend Liquidität zur Verfügung zu stellen.

Das zeigt sich jetzt auch in der Corona-Krise.
Ja, dank des Eingreifens der EZB konnten die wirtschaftlichen Folgen abgemildert werden. Man darf auch nicht vergessen, dass sie die Bankenaufsicht über alle Institute in der Eurozone übernommen hat und so für Stabilität im Finanzsektor sorgt.

Wie hat Österreich vom Euro profitiert?
Unseren Exporten hat das sehr geholfen, da gab es seither enorme Steigerungen. Wir leben ja in der EU in einem Binnenmarkt, und da ist eine gemeinsame Währung die logische Ergänzung. Das hat auch die Preistransparenz erhöht. Und sieht man vom letzten Jahr ab, lag die Inflationsrate immer unter zwei Prozent, auch bei uns.

Kritiker sagen, dass es für hoch verschuldete Staaten einfacher geworden ist, sich noch mehr zu verschulden.
Die niedrigen Zinsen haben zu einem Ausgaben-Boom geführt, es gab auch Immobilienblasen. Das ist durch schmerzliche Maßnahmen korrigiert worden, wie zum Beispiel in Griechenland.

Doch aufgrund der hohen Verschuldung vieler Länder in Südeuropa kann die EZB jetzt nicht durch Zinserhöhungen die Inflation bekämpfen.
Das ist eine Übertreibung! Niemand würde das in der jetzigen Lage machen, das muss man schrittweise korrigieren. Wichtig ist, dass es genügend Wirtschaftswachstum gibt, dafür wurden Programme aufgelegt. Dann können das auch die Schuldenländer schaffen.

Porträt von Manfred Schumi
Manfred Schumi
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