"Was ist dein Lieblings-Horrorfilm?" Mit einem Anruf und einer Stimme, die den Tod ankündigt, begann die grausame Mordserie im kleinen US-Städtchen Woodsboro. Seitdem hat Sidney (Neve Campbell) ihren Heimatort nicht mehr besucht, doch nun kehrt sie mit gemischten Gefühlen und einem Bestseller über das Verarbeiten der traumatischen Erlebnisse im Gepäck zurück.
Ausgerechnet am Jahrestag der grausamen Morde soll sie aus ihrem Buch vorlesen, was nicht nur Sheriff Dewey Riley (David Arquette) und seine Frau, die Reporterin Gale (Courtney Cox), in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Aus gutem Grund: Noch bevor Sidney die Bücher ihrer Fans signieren kann, macht die Nachricht von zwei niedergemetzelten Mädchen die Runde.
Sidneys Tante Kate (Mary McDonnell) und deren Tochter Jill (Emma Roberts) geraten in den folgenden Tagen ebenso ins Visier des Ghostface-Killers wie Jills beste Freunde (unter anderem Hayden Panettiere) und Cop Ross Hoss ("O.C."-Star Adam Brody). Was sie alle nicht ahnen können: Die Horror-Regeln haben sich längst geändert. Das Unerwartete ist in Zeiten von Remakes und Sequels längst Klischee und auch enthaltsame Girls werden nicht mehr verschont.
Kult für Horrorfans
Regisseur Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson haben in den 90er-Jahren mit der Scream-Trilogie den Slasher-Film neu begründet. Nervenkitzel, Schreie und Selbstironie machten die "Scream"-Trilogie (1996, 1997, 2000) zum Kult für alle Horrorfilm-Fans. Elf Jahre später wetzt Ghostface zum vierten - und letzten (?) - Mal das Messer. An den US-Kinokassen blieb der Streifen bislang jedenfalls hinter den Erwartungen zurück.
Eines kann man den Machern von "Scream 4" nicht vorwerfen: fehlende Ironie. Noch mehr als bei den bisherigen drei Teilen nehmen Regisseur Craven und Co. die Handlung und das Genre aufs Korn. Gepfeffert mit allerhand Bezügen zur modernen Internet-Kommunikation jagt eine Anspielung auf einen Horrofilm die nächste. Mädels, die wohl keinen Intelligenz-Wettbewerb gewinnen würden, aber dafür hübsch anzuschauen sind, werden zur sicheren Beute des Killers, der wie gewohnt artistisch durch die Vorstadt-Häuser turnt und sein Messer gekonnt ins junge Fleisch bohrt.
"Scre4m" kann - was Spannungsmomente und Blutvergießen anbelangt - locker mit seinen Vorgängern mithalten. Dass inhaltlich nichts qualitativ Hochwertiges zu erwarten ist, hat er mit den Teilen 1 bis 3 ebenfalls gemein. Zwischenfazit: Der Film ist nicht schlechter als die Trilogie, aber auch nicht besser oder gar innovativer.
Aufgewärmte Kost für Facebook-Generation
Und genau das ist das Problem von "Scream 4". Elf Jahre nach dem letzten Hit hätte man sich schon etwas Neues, eine Weiterentwicklung erwartet. Klassisches Teenie-Gemetzel gut und schön, aber zumindest die eine oder andere blutige Duftnote, die man nicht von den Vorgängern kennt, hätte dem Film gut zu Gesicht gestanden. Es scheint, als ob die Macher lediglich eine neue Generation an Zusehern ansprechen wollen, die in den 90er-Jahren noch mit Puppen spielte. Einige Anspielungen auf den Daten-Highway namens Internet - und die Facebook-Generation wird den Film lieben? Wohl etwas zu leichtgläubig...
Schauspielerisch sticht in dem Ensemble an austauschbaren Darstellern Emma Roberts heraus. Die talentierte Nichte von Julia Roberts ist schlicht unterfordert - schließlich haben Charaktermimen in Slashern ja keine allzu große Tradition. Die süße Marielle Jaffe (als Olivia) darf ihr bezauberndes Lächeln leider nicht allzu lang zeigen, Kristen Bell ("Veronica Mars") und "90210"-Star Shenae Grimes haben unterhaltsame Cameo-Auftritte.
Fazit: Man hatte sich wahrlich kein spektakuläres Feuerwerk erwartet, aber "Scream 4" ist dermaßen zum Gähnen stereotyp, dass es die Macher bei der Trilogie hätten belassen sollen. Immerhin ist sich Regisseur Wes Craven nicht zu schade, den Film selbst und das gesamte Genre noch gekonnter als bei den Vorgängerfilmen aufs Korn zu nehmen.
von Ingemar Pardatscher
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